Nach gut einem Jahr im sonnigen Rio de Janeiro, wird es Zeit für einen kleinen Gringo-Ratgeber. Als „Gringo“ werden hierzulande auf eine süße Art und Weise die Ausländer bezeichnet. Zu denen darf ich mich auch heute noch zählen.

Dir sind sicherlich die typischen Klischees eines Touristen bekannt: Männer mit weißen Socken in Sandalen, die Kamera auf dem Bauch und den Stadtführer in der Hand. Aber ich lasse dich noch tiefer in die Welt der Brasilianer oder vielmehr die einer Deutschen in Rio de Janeiro blicken.

Hier sind 7 Fakten, die eine Deutsche in Rio de Janeiro zu erkennen geben:

1. Ein dezenter Kleidungsstil vs. Neonfarben und Muster

Mit Mode beschäftige ich mich gerne und ich liebe Farben, gerade im Sommer. Dennoch gehe ich als Deutsche unter all den Brasilianerinnen als wirklich farblos durch und das liegt nicht nur an meiner blassen Hautfarbe. Die Brasilianerinnen kombinieren alle Materialien, Farben und Muster miteinander und meist passt das auch irgendwie zusammen. Schaut man sich hier in Modegeschäften um, gibt es selten etwas Einfarbiges oder etwas ohne Muster. Und selbst die neonfarbenen Leggins, die hier gerne für den Sport aber auch zum Spaziergang am Strand getragen werden, haben die wildesten Muster. Wow – das setzt auf jeden Fall ein Signal!

2. Ich helfe der Kassiererin beim Einpacken.

Du kennst es vielleicht aus einigen Urlauben in den USA oder sogar aus Brasilien. Hier werden dem Kunden die Waren an der Supermarktkasse von einer lieben Dame in Plastiktüten verpackt. Als Deutsche bin ich jedoch eine gewisse Schnelligkeit an Kassen gewöhnt. Schließlich ernte ich sonst genervte Blicke der anderen Wartenden. Daher schließe ich mich in Rio gerne der Dame beim Einpacken an und trage noch dazu zu ihrer Verwunderung bei. Das liegt daran, dass ich meine Einkäufe in nur eine Tüte packe, anstatt zwei Tüten zur besseren Haltbarkeit zu nutzen. Zugleich stopfe ich die Tüten auch bis zum Rand voll, um die Umwelt vor all dem Plastik zu verschonen.

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3. Bei jedem Geburtstagsständchen zucke ich erschrocken zusammen.

Brasilianer sind durch ihr südländisches Temperament und ihr herzliches Mitteilungsbedürfnis lauter als die Deutschen. So ist es auch in Restaurants. Bisher habe ich in noch keinem Restaurant zu Abend gegessen, in dem nicht mindestens eine brasilianische Großfamilie ihren Geburtstag feiert. Und wenn dies der Fall ist, kommt plötzlich eine Schar von Kellnern mit einem Dessert fürs Geburtstagskind um die Ecke und stimmt lauthals in ein Geburtstagslied ein. Für mich was das am Anfang ein kleiner Schock. Ich habe nicht erwartet, dass man plötzliche mit klopfenden Kochlöffeln und einer singenden Schar an Kellnern begrüßt wird. Aber herzlich ist es allemal!

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4. Bus verpasst oder direkt eingestiegen

Egal wo ich hinschaue, ich sehe in Rio de Janeiro immer irgendwo eine Schlange an Menschen. Ob dies im Supermarkt, öffentlichen Einrichtungen oder beim Warten auf einen Platz im Restaurant ist. Allerdings bin ich manchmal doch erstaunt über so viel Geduld. So stelle ich mich extra strategisch an die Bushaltestelle, dass ich auch wirklich den nächsten Bus schaffe. Wenn ich nicht meinen Arm hebe, hält er gar nicht erst an. Das sollte man unbedingt wissen. Nachdem ich schließlich eingestiegen bin, bemerke ich erst die Blicke der anderen. Mir ist entgangen, dass sich an der Haltestelle bereits eine kleine Schlange gebildet hat. Wer zuerst kommt, steigt zuerst ein. So viel Großzügigkeit war ich nicht gewohnt.

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5. Süße Pizza – wie soll das denn schmecken?

Die Brasilianer lieben Rodizios, das sind Restaurants im all-you-can-eat Stil. Allerdings werden hier Pizza und Pasta oder Fleisch bis zum Umfallen serviert. Ich habe nie einen großen Hunger, aber eines liebe ich: süße Pizza. Es schmeckt ein bisschen wie Crêpe und wird meist mit einem neutralen Käse und mit Schokolade, Smarties, Erdbeeren, Bananen oder Goiaba (eine einheimische Frucht) belegt. Hm, lecker! Vielleicht schafft es die süße Pizza ja eines Tages auch nach Deutschland.

6. Ich habe immer mein Portemonnaie mit Bargeld bei mir.

Schon im Kindesalter habe ich gelernt, immer ein wenig Geld dabei zu haben. Für einen kleinen Snack zwischendurch oder die Busfahrkarte. Und auch bei meinem letzten Deutschlandbesuch hat sich das bezahlt gemacht. Denn es war nicht möglich, in allen Restaurants mit Karte zu zahlen. Anders ist es hier in Rio de Janeiro. Sicherlich ist das auch der Kriminalität geschuldet. Aber hier kann wirklich jeder überall mit Karte oder sogar auf Raten zahlen. Egal ob im Restaurant, am Kiosk, beim Pizza-Lieferservice an der Haustür oder selbst beim Tanken wird einem das Kartenlesegerät durchs Fenster gereicht. Top Service!

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7. Ich trage Flip-Flops in meiner Größe.

Havaianas heißen die hier in Brasilien typischen Flip-Flops. Und die Brasilianer tragen sie wirklich immer und überall. Doch hier werden die stylishen Badesandalen stets passend am Fuß getragen. Für deutsche Verhältnisse ist das wiederum leicht zu klein. Ich wurde oft gefragt, warum die Deutschen immer so große Flip-Flops tragen, bei denen vorn und hinten noch mindestens 1 cm Platz ist. Tja – weil sie dann richtig passen? Nicht hier in Brasilien! Beim Kauf deiner Havaianas solltest du also immer darauf achten, dass sie dir genau passen und kein Material großzügig über den Fuß steht. Dann passen die Havaianas wirklich und du gehst nicht als Gringo durch!

Falls du deine nächste Reise nach Brasilien planst, bist du hiermit schon ein klein wenig über die dortige Kultur informiert.

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Andere Reisetipps oder Infos zur Vorbereitung auf deinen Urlaub findest du in meinem Blogpost „Urlaub ohne unangenehme Überraschungen“.

Viel Spaß beim Lesen und natürlich auch beim Reisen!