Ich finde es unheimlich faszinierend meinem kleinen Baby Leon zuzuschauen, wie er sich zurzeit mit seinen 5 Monaten jeden Tag bemüht, immer mehr zu schaffen: Wie er sich auf den Bauch dreht und wieder zurück, wie er sich um 360 ° Grad um die eigenen Achse dreht, nach Dingen greift und vor allem, wie er sich abmüht, bei dem Versuch sich hinzusetzten. Oder schon viel vor sich hin brabbelt.

Und wer Babys schon mal dabei zugeschaut hat, wie sie sich versuchen sich Hinzusetzten, weiß – sie strengen sich so sehr an, dass sie dabei stöhnen und keuchen und nach kurzer Zeit auch schimpfen. Also ungefähr so, wie wenn ich Sport mache. 😉

Manchmal will ich sagen: „Du musst dich nicht so anstrengen, ich bin doch da, um dir zu helfen!“ Und das stimmt, ich plane die nächsten 18 Jahre und auch darüber hinaus, immer da zu sein, wenn meine Kinder mich brauchen. Trotzdem bin ich dankbar, dass meine Eltern mich zur Selbständigkeit erzogen haben und das ich gelernt habe, dass die meisten Dinge nicht vom Himmel fallen.

Ich möchte meinen Kindern das Leben nicht extraleicht machen – ich möchte sie dabei begleiten und sie darin unterstützen, das Leben mit all seinen Herausforderungen zu meistern.

Übung macht den Meister

Es ist ein abgedroschenes Sprichwort, aber ich möchte an dieser Stelle gerne dafür plädieren, nicht unbedingt den Satz an sich wieder aus der Mottenkiste zu holen, aber die Einstellung.

Ein Fun Fact belegt, dass man Dinge etwa 10.000 Stunden (!) üben muss, bis man ein richtiger Profi geworden ist.

Meine zwei größeren Kinder zum Beispiel – der 4-jährigen Noah und die 2-jährige Jolie – sie möchten so gerne beide Instrumente spielen können, Noah ein super Fußballer sein und Jolie tanzten lernen. So manches Mal habe ich mich schon mit Noah darüber unterhalten, wenn er mich gefragt hat, wie gut er etwas macht oder warum er etwas noch nicht so gut schafft.

Dann sage ich immer, besonders wenn er nicht mit sich zufrieden ist: „Du machst es schon gut für den Anfang, aber du musst eben noch ein bisschen üben. Fast alles im Leben muss man üben. Das ist nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn man es gar nicht versucht!“

Keine Perfektionisten – aber Menschen, die ihr Bestes geben

Was bezwecke ich damit? Wenn ich meinen Kindern nur sage, sie sollen überall die Besten sein – ziehe ich nur unglückliche Roboter-Perfektionisten groß, denn niemand kann überall der Beste sein. Und selbst wenn man es in einem Bereich in seinem direkten Umfeld ist – irgendwo gibt es immer jemanden, der etwas noch besser kann als man selber.

Wenn ich zu meinen Kindern sage, sie sollen ihr Bestes geben, heißt es nicht, sie müssen die Besten sein. Aber wenn sie ihr Leben lang ihr Bestes geben, werden sie für immer in den Spiegel schauen können – weil sie etwas aus Überzeugung und Leidenschaft für etwas gemacht haben.

Auch in Bereichen, die nicht immer hurra schreien (Stichwort manche Schulfächer, Aufräumen und Co.) Man gibt immer im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Bestes, manche Bereiche sind für das Leben deiner Kinder wichtiger als andere.

Natürlich ist es auch wichtig, dass sie lernen, dass manche Dinge ihnen eben mehr liegen als andere – und das sie trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecken müssen, wenn etwas zu schwierig oder unlösbar ausseht. Es gibt immer einen Weg.

Hinfallen ist okay – solange du wieder aufstehst

Meine Kinder sollen wissen, dass es nicht so schlimm ist, wenn etwas mal nicht klappt – aber das Aufgeben nie eine Option ist in ihrem Leben. Jeder kann mal hinfallen, jeder kann mal Fehler machen – aber es ist nie das Ende.

Wenn sie mit dieser Einstellung aufwachsen und es schon in kleinen „nicht so wichtigen“ Bereichen üben, dann kann ihnen das für den Rest ihres Lebens keiner mehr nehmen. Dann können schwierige Situationen und Herausforderungen ihnen nicht den Boden unter den Füßen wegziehen. Sie wissen, wie man durchhält und das es am Ende des Tunnels immer Licht gibt.