In den letzten Tagen und Wochen wurde ich immer wieder gefragt, wie es mir geht und ob ich nicht nach Deutschland kommen möchte. Einen kleinen Einblick in meine Gefühlswelt (keine Angst, es wird nicht zu schlimm ;-)) erhältst du heute und ich erzähle dir von meinen eigentlichen Herausforderungen einer Schwangerschaft im Ausland.
In meinen Vlogs habe ich ja bereits erklärt, warum ich mich dafür entschieden habe in Brasilien, genauer Rio de Janeiro, zu bleiben. Dennoch ist hier vieles anders. Eigentlich ist so ziemlich alles neu für mich. Es ist nicht nur, dass ich zum ersten Mal schwanger bin, sondern ich habe ganz andere Vorstellungen der Schwangerschaft und Geburt im Kopf, als sie hier Realität sind.
Schwanger im Ausland? 5 hilfreiche Tipps, um der Geburt mit Vorfreude entgegen zu fiebern!
Mein Bruder ist 14 Jahre jünger als ich und dadurch habe ich schon zeitig gelernt, wie es ist, ein Neugeborenes in der Familie zu haben. Und natürlich haben viele meiner Freundinnen schon eigene Kinder. Hier in Brasilien gibt es wenig Freunde mit Kleinkindern oder Babys in unserem Bekanntenkreis. Das liegt daran, dass hier aufgrund der enorm hohen Kosten tendenziell später geheiratet wird und die Kinderplanung dann auch erst danach beginnt. Viele Erstgebärende sind daher Ende 30 oder gar älter und machen auch einen recht großen Rummel um das ganze Thema.
1. Suche dir wenige Vertraute und Gleichgesinnte
Die erste Lektion, die ich gelernt habe: Rede nicht mit allzu vielen Personen über das Thema Geburt. Die Vorstellungen einer perfekten Geburt in Brasilien sind meilenweit von meiner Vorstellung entfernt.
Wie du sicherlich weißt, bevorzugen die meisten Frauen in Brasilien einen Kaiserschnitt. Es geht schnell, ist praktisch, man hat weniger Schmerzen (denkt man hier) und der Geburtstermin kann geplant werden. Letztendlich muss das jede Frau für sich entscheiden.
Dennoch möchte ich unbedingt eine Spontangeburt, sofern für das Baby alles in Ordnung ist. Und für diese Entscheidung wurde ich schon oft mit komischen Blicken „bestraft“. Warum leiden, wenn es auch anders geht? Und diese Meinungen kommen nicht nur von Bekannten, sondern auch von Verwandten.
Lerne damit umzugehen und die Meinungen der Anderen dennoch zu respektieren. Die Aufklärung ist hier nicht so wie in Deutschland und die Frauen wachsen mit einer vollkommen anderen Vorstellung der Geburt und auch von Schmerzen im Allgemeinen auf. Es wird schnell nach einem Schmerzmittel gegriffen, denn schließlich soll niemanden leiden.
Suche dir Gleichgesinnte, die ebenfalls eine Spontangeburt wollen oder bereits diese Erfahrung gemacht haben. Für mich ist es so wichtig, mich mit anderen Freunden zu unterhalten, die auch aus dem Ausland kommen. Egal ob es Freunde aus Ungarn, der USA , der Schweiz oder Frankreich sind. Mit ihnen kann ich Vorfreude und Sorgen eher teilen als mit Einheimischen. Und natürlich steht Ivan mir helfend zur Seite und unterstützt jede meiner Entscheidungen.
2. Erkundige dich bei deiner Krankenkasse
Egal, in welchem Land du dich befindest und ob es eine Krankenkasse gibt oder nicht. Es ist dennoch wichtig, sich vorher nach der Kostenübernahme und gewissen Regelungen zu erkundigen. Die Krankenkassen hier in Brasilien zahlen beispielsweise eine Geburt erst, wenn man mindestens 1 Jahr Beiträge gezahlt hat und Mitglied in der Krankenversicherung war.
Und gerade in Brasilien werden Kosten für einen Kaiserschnitt viel eher übernommen als für eine Spontangeburt. Will man hier sein Baby daheim bekommen, muss man 15.000 Reais (umgerechnet ca. 4.000 EUR) berappen.
3. Suche dir einen Arzt, dem du vertraust
Ja, die wichtige Arztsuche! Dieses Thema war gar nicht so einfach und du kannst dir nicht vorstellen, in welche verschiedenen Richtungen ich dabei gedacht habe. Zuerst habe ich im Internet recherchiert, ob es nicht wenigstens eine deutsche Hebamme hier in Brasilien gibt. Das Deutsche Konsulat gibt Listen mit deutschen Ärzten heraus, die dafür sehr hilfreich sind.
Schnell musste ich feststellen, dass es leider keine Hebamme in Rio gibt. Dann habe ich daran gedacht, eine Hebamme aus Deutschland zu fragen, die vielleicht für ein paar Wochen in Rio Urlaub machen möchte. Und vielleicht hätte sich da auch jemand gefunden. Nur, was ist, wenn das Kind eher kommt oder wir doch ins Krankenhaus müssen?
Generell ist mir eine Entbindung im Krankenhaus lieber, gerade jetzt beim ersten Kind. Denn im Falle dessen, dass man bei einer Hausgeburt schnell ins Krankenhaus muss, ist das in Wirklichkeit gar nicht so einfach. Der Verkehr in Rio de Janeiro ist oft chaotisch und wir brauchen nicht selten Stunden, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Krankenwägen sind da leider auch nicht schneller.
Also habe ich in Rio etliche Arzttermine vereinbart, Kritiken gelesen, sämtliche Rezessionen im Internet recherchiert und letztlich ein Team gefunden, das mich in meinem Wunsch der Spontangeburt unterstützt. Ich hoffe, dass mein Vertrauen am Ende auch belohnt wird.
4. Die Baby-Erstausstattung
In Sachen Baby-Erstausstattung habe ich mich auch erst einmal informieren müssen. Viele Sachen und Einrichtungsgegenstände, die ich in Deutschland schön finde, gibt es hier nicht. Brasilien hat sich die USA zum Vorbild genommen und bunte kitschige Sachen sowie viel Plastik stehen hier im Vordergrund. Das ist nicht mein Geschmack, aber ich habe mich damit arrangiert.
Versuche für dich passende Alternativen zu finden oder gestalte ein paar DIY-Deko-Accessoires. Die schönen Dinge sind in Brasilien oft sehr teuer. Daher habe ich bei manchen Sachen in Foren wie olx (ähnlich wie ebay Kleinanzeigen) gestöbert. Da findet man nämlich auch den ein oder anderen importierten Artikel.
Ansonsten müssen meine lieben Freunde einfach beim nächsten Besuch einen Koffer mehr mitbringen. Und was ich weder finden noch bestellen kann, wird in einer kleinen Runde mit Freundinnen einfach selbst gebastelt oder beim Schreiner in Auftrag gegeben. 😉
5. Die Kommunikation zu deinem Partner
Die wichtigste Strategie, damit die Schwangerschaft im Ausland zu einem unvergesslichen Moment wird, ist die Kommunikation zu deinem Partner, Ehemann und dem Papa deines Kindes. In all den Vorbereitungen haben wir Mamas ja oft mehr zu sagen oder entscheiden einfach selbst. Doch gerade wenn es um unsere Gefühlswelt und auch alle anderen Themen geht, ist es wichtig, den Partner mit einzubeziehen.
Teile mit deinem Partner alle Wünsche, Bedenken und Sehnsüchte. Es ist wichtig, deinen Schatz im Vorfeld wissen zu lassen, was deine Wünsche oder auch Ängste sind. Ich bin mir sicher, dass er dich im Moment der Geburt und auch im Vorfeld bestmöglich unterstützen wird.
Natürlich sind wir Frauen diejenigen, die das Kind letztlich auf die Welt bringen, aber gerade unsere Männer können uns dabei enorm helfen. Das gelingt am besten, indem du mit deinem Schatz im Vorfeld besprichst, was du möchtest und wo er vielleicht eingreifen oder einfach nur Verständnis zeigen soll.
Mein Mann und ich unterhalten uns ganz gezielt darüber, wie er mich bestmöglich unterstützen kann und was ich ggf. gar nicht mag. Er wird schließlich auch das ein oder andere „Kommando“ der Ärzte übersetzen müssen. Da es hier keinen Geburtsvorbereitungskurs gibt und Frau auf sich allein gestellt ist, brauche ich meinen Ehemann unbedingt an meiner Seite. Und ich liebe ihn für seine Hilfe und das unendlich große Verständnis.