Ich entschuldige mich regelmäßig bei meinen Kindern – und ich erkläre euch gleich wofür und warum ich das überhaupt mache.

Ich denke schon, dass die meisten Eltern ihre Kinder sehr lieben und oft intuitiv das Beste für sie entscheiden. Sind wir deswegen perfekt? Ganz und gar nicht. Viele kinderlose Freunde kommen zu mir und sagen, dass sie später ihre Kinder genauso erziehen wollen, wie wir unsere. Das freut mich natürlich, aber mache ich deshalb keine Fehler? Doch, auf jeden Fall.

Situationen in denen ich Entschuldigung sage

Es gibt diese Tage, die grundsätzlich anders laufen als geplant (plus hohem Zeitdruck oder Erwartungsdruck von außen): Zum Beispiel bin ich mal wieder zu spät auf dem Weg irgendwo hin oder ich habe etwas Wichtiges verlegt und finde es nicht mehr. Wenn dann die Kids anfangen albern zu sein und Quatsch zu machen, passiert es auch mir, dass ich zu laut werde oder sie mit einem zu festen Griff wieder einfange.

Und genau dann, höre ich immer diese leise Stimme in mir, die sagt: Das war zu viel.
Kennt ihr das auch? Ich finde es total wichtig, dass wir diese Stimme (nennen wir sie Intuition) nicht in der Wut oder der Überforderung des Augenblicks ignorieren, sondern aktiv darauf reagieren.

Denn machen wir uns nichts vor: Es ist der Weg zu einer Spirale – es geht immer lauter und liebloser. Kennst du auch diese Familien im Supermarkt, bei denen du dich über den rauen Ton untereinander erschrickst? Irgendwann hat es angefangen und inzwischen ist es die normale Art, wie sie miteinander umgehen.

Also beruhige ich mich zuerst wieder – was meistens ziemlich schnell geht, sobald ich merke, dass meine Reaktion nicht optimal war. Dann gehe ich zu Noah oder Jolie nehme sie auf den Arm und sage etwas wie: „Es tut mir so leid, dass ich dich gerade angeschrien habe. Vergibst du mir? Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“

Weil wir eine vertrauensvolle Beziehung haben, fragen sie meistens: „Warum hast du mich angeschrien?“ Und dann antworte ich, dass ich wütend geworden bin, weil sie sich gestritten haben oder weil sie weggelaufen sind, oder, oder …

Aber ich erkläre ihnen, dass sie sich nicht richtig verhalten haben, aber auch, dass ich mich nicht richtig verhalten habe. Denn machen wir uns nichts vor: Das sind Kinder und wir sind die Erwachsenen. Wir müssten es besser wissen und wir müssen unsere Kinder lehren, wie man sich richtig verhält. Wir sind die Vorbilder, von denen sie lernen.

Trotzdem wird es immer mal wieder passieren, dass ich mich nicht richtig verhalte. Ich bin zuversichtlich, dass es immer seltener passiert, genauso, wie ich schon beobachten kann, wie meine Kinder immer öfter auf mich hören oder selber gute Entscheidungen treffen.

Denn machen wir uns nichts vor: Wir müssen das üben, genauso wie wir fast alles im Leben üben müssen.

So vermeide ich Situationen für die ich mich entschuldigen muss

Gerade als Mütter, aber auch als Väter, können wir die Atmosphäre bei uns Zuhause super prägen. Eure Kinder werden immer auf das reagieren, was ihr ausstrahlt. Sie spüren ganz genau, wie es euch geht.

(Wenn du allerdings einen Partner hast, der dich und deine Kinder psychisch oder mit körperlicher Gewalt bedroht, hole dir unbedingt Hilfe! Dann bist du nicht in der Lage, an deinen Kindern das wieder gut zu machen, so lange ihr in dieser Umgebung seid. Ein richtiger guter Anlaufpunkt ist dafür der Frauennotruf.)

Ich möchte eine ausgeglichene Mutter sein. Ich weiß, dass Kinder Sicherheit brauchen, um eine gesunde Psyche und einen fröhlichen Charakter zu haben. Daher achte ich darauf, dass ich mit mir im Einklang bin und dass ich regelmäßig reflektiere, wie es mir geht. Besonders an Tagen, an denen es nicht so läuft wie geplant. Also relativ oft. 😉

Warum deine Kinder dir mehr vertrauen, wenn du dich entschuldigst

Unsere Kinder sollen nicht blind gehorsam sein, sondern lernen Dinge zu hinterfragen und gute Entscheidungen zu treffen. Sonst bereiten wir sie nicht auf das Leben vor und genau das ist unsere Aufgabe.

Wir geben ihnen jetzt Wurzeln, damit sie später umso größere Flügel bekommen, um ihre Träume zu erreichen.

Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten – so viele Gute, aber auch so viele Schlechte. Wir können sie nicht vor allem Schlechten schützen, aber wir können sie lehren, wie sie gute Entscheidungen treffen können.

Wenn wir von unseren Kindern nur strikten Gehorsam einfordern, lehren wir sie nur immer auf andere zu hören. Aber wir sollten ihnen beibringen, selber nachzudenken und sich richtig zu entscheiden, einen Instinkt dafür zu entwickeln, was gut für sie ist und was nicht.

Wenn wir uns moralisch immer über sie stellen, auch wenn wir Fehler machen wird das funktionieren, so lange sie klein sind. Dann werden wir sie einschüchtern mit unserem nicht nachvollziehbaren Launen, aber sie werden uns trotzdem lieben.

Aber irgendwann, wenn sie älter sind, wird das Ideal, das Mama und Papa alles richtig machen zusammenbrechen. Und die Folge kannst du in sehr vielen Familien sehen. Die Kinder werden rebellisch und vertrauen ihren Eltern nicht mehr, verlassen sich nicht mehr auf ihren Rat. Und allzu oft entfernen sie sich immer mehr von ihnen.

Lasst uns lieber gleich ehrlich sein. Uns entschuldigen, wenn wir Fehler machen und damit auch den Druck uns selbst gegenüber senken, dass wir immer perfekt sein müssen.

Unsere Kinder lieben uns so oder so – wenn sie älter sind, werden sie uns dafür lieben, dass wir immer ehrlich zu ihnen waren und auch unsere Fehler nicht verschwiegen haben. Dann fällt es ihnen auch leichter, uns um Hilfe zu bitten, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Und allein dafür ist es mir das wert.