Was bei uns zurzeit stattfindet ist ein Kampf gegen die Zeit. Zeit, von der immer zu wenig ist.
Nein es geht nicht um Leben und Tod, aber es geht um Prioritäten.

Ich kann mich noch so gut an den Sommer erinnern, in dem ich 12 Jahre alt war. Es war der längste Sommer meines Lebens. Der letzte Sommer, das letzte Mal überhaupt, in dem mir bewusst langweilig war.

Es war damals der schlimmste Sommer für mich – und heute ertappe ich mich manchmal dabei, mich danach zu sehnen, dass mir langweilig ist. Einfach mal zu sein und nicht nur zu tun.

Ich habe jeden Morgen diesen Moment, an dem ich aufwache, durchatme, mich über die Natur da draußen freue und richtig glücklich bin.

Bis dann ein paar Minuten später die Realität über mich hereinbricht und einfach wieder viel zu viele Dinge darauf warten, erledigt zu werden.

Wir reden so viel davon, dass wir alles tun können, was wir wollen.
Und irgendwie stimmt das auch. Aber irgendwie auch nicht.

Natürlich können wir Kinder bekommen und arbeiten, aber wir müssen uns immer ein Stück weit entscheiden, wo unsere Prioritäten liegen.
Natürlich können wir da draußen die Welt verändern, aber dann vielleicht ein bisschen weniger bei uns Zuhause. Beides ist wichtig. Aber es kommt aufs Timing an.

Je mehr wir arbeiten und weniger Zeit für die Familie haben, desto mehr wird die Beziehung zu unseren Kindern darunter leiden. Genau das Gleiche gilt für die Ehe oder für Freundschaften.
Je mehr wir uns auf die Kinder konzentrieren, desto weniger Karriere werden wir in den meisten Fällen machen und desto weniger Urlaub ist drin.

Ja, wir können alles haben, aber nur in einem bestimmten Maß. Der Tag hat nur 24 Stunden und wir brauchen Weisheit um diese Zeit gut zu nutzen. Es liegt an uns zu entscheiden, was das richtige Maß für unser Leben ist.

Und wir können nicht auf zurückspulen und Replay drücken.

Ich hätte nie gedacht, dass das Elternsein mich so an die Grenzen meiner Zeit bringt.

Denn wir Moms wissen alle: Sobald wir Kinder hatten, waren viele Entscheidungen für uns gefallen. Natürlich wollen wir mal eine Nacht durchschlafen oder sogar ausschlafen. (Was ist das?)
Aber die Entscheidung wird uns abgenommen. Das ist jetzt einfach nicht mehr drin.

Bevor ich Kinder hatte, war ich ziemlich gut darin mein Leben zu managen. Ich habe alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe, was man sich erarbeiten konnte.
Außerdem bin ich ein totaler Beziehungstyp. Ich habe mir immer viel Zeit für Freundschaften genommen.

Im Bekanntenkreis, in jedem Gespräch das ich mit jemandem ohne Kind habe, ist es einfach krass, wie dieser Faktor Kind überhaupt nicht mit einbezogen wird, wenn jeder darüber redet, wie viel derjenige zu tun hat. Und sich mit dir vergleicht, dass er ja auch so viel zu tun hat. (Als wäre es ein blöder Wettbewerb, in dem es nur Verlierer gibt).

Aber ich wusste es ja auch nicht besser, bevor ich Kinder hatte.
Das sich einfach alles verändert. Alles wird anstrengender bis über jede Grenze, die man glaubte zu haben.
Aber es wird auch alles so viel schöner.

Viel schöner als man es sich vorstellen konnte, bevor man Kinder hatte.
Also unterm Strich, wenn ich alles gegeneinander aufrechne, steht ein großes Plus unter meiner Rechnung.

Aber es ist so viel mehr als eine Rechnung. Es ist mein Leben.
Anstrengend, aber erfüllt von so viel Liebe.