Im besten Fall müssen wir niemals darauf zurückgreifen – aber: Einen Notfallplan sollte man immer in der Tasche haben, denn dann heißt es schnell handeln und nicht lange überlegen.

Im entscheidenden Augenblick wie gelähmt zu sein, ist eine der Hauptursachen, dass etwas schief läuft. Schnell die richtigen Rettungsmaßnahmen zu ergreifen, rettet dagegen Leben.

Better safe than sorry.

Deshalb habe ich mich mit den Notfällen, die bei Kindern gehäufter auftreten, befasst und euch eine kleine Checkliste zusammengestellt. Außerdem findet ihr eine Aufzählung von Medikamenten und anderen wichtigen Hilfsmitteln, die ihr in eurer Notfall-Apotheke für Kinder vorrätig haben solltet.

Kinder-Notfall-Checkliste

Notarzt informieren: Telefonnummer: 112

Je nach Notfall solltest du so schnell wie möglich den Notarzt informieren. Musst du ein Kind reanimieren, versuche während der Herzmassage anzurufen. Im besten Fall bist du nicht alleine und eine zweite Person kann den Anruf übernehmen.

Wichtig: Sag bereits am Telefon, dass du einen Notarzt für Kinder benötigst. Soweit ich richtig informiert bin, gibt es bei uns in München zum Beispiel nur einen Kinder-Notarzt pro Schicht. Auch wenn es sich bei dem Notfall um ein neugeborenes Baby handelt, ist das eine wichtige Information. Sag am Besten einfach das Alter des Kindes.

Kurze Erste-Hilfe-Anleitung für die häufigsten Notfälle bei Kindern:

1. Gegenstand verschluckt

Gerade, wenn Baby oder Kleinkinder das Essen noch richtig lernen, können sie schnell mal etwas verschlucken. Da das Kind dann oft keine Luft mehr bekommt, ist schnelles Handeln gefragt, da dass Gehirn nur etwa 3 bis 5 Minuten ohne Sauerstoff auskommt.

Deshalb legst du dein Baby oder Kind waagrecht über dein Knie und haust kräftig mit der flachen Hand zwischen die Schultern auf den Rücken – in den meisten Fällen kommt der verschluckte Gegenstand nach ein-, zweimal Klopfen wieder raus.

Wenn das nicht sofort klappt, kannst du bei einem etwas größeren Kind ab einem Jahr noch das sogenannte Heimlich-Manöver anwenden. Dabei umfasst du da Kind von hinten mit beiden Armen und drückst ruckartig und mit Kraft auf den Punkt, an dem die beiden untersten Rippen zusammenlaufen – also auf den Oberbauch.

Babys legst du auf den Rücken und drückst auf den gleichen Punkt auf den Oberbauch. Wenn sich danach der Gegenstand immer noch nicht gelöst hat, legst du es noch einmal über dein Knie und klopfst ihm auf den Rücken.

In Erste-Hilfe-Kursen wird oft erwähnt, dass du dir keine Sorgen machen musst, etwas kaputt zu machen. Lieber etwas kräftiger klopfen, dann kommt der Gegenstand schnell wieder raus.

2. Blutende Wunde

Blutende Wunden können immer mal wieder vorkommen, gerade wenn du aktive Kinder hast. Bei klassischen, kleineren Blutungen reicht es, wenn du die Wunde mit Desinfektions-Spray behandelst und danach ein Pflaster aufklebst.

Großen, offenen Wunden solltest du immer mit einer sterilen Kompressen abdrücken und mit einem Verband fest verbinden. Je nach Größe der Wunde solltest du sie nach der ersten notdürftigen Versorgung von einem Arzt anschauen lassen, damit er gegebenenfalls dein Kind nähen oder die Wunde mit Spezialkleber zukleben kann.

Bei Blutungen, die nicht zu stoppen sind, schnell den Notarzt rufen und mit einer sterilen Kompresse so lange fest auf die Wunde drücken, bis der Notarzt da ist.

3. Nasenbluten

Der Tipp den Kopf bei Nasenbluten in den Nacken zu legen ist weit verbreitet. Davon ist jedoch dringend abzuraten, damit das Blut nicht in den Magen laufen kann.
Stattdessen: Kopf nach vorne und wie bei anderen Wunden auch, aber kaum bekannt, die Nase zudrücken. Durch den Mund weiter atmen. Auch ein feuchtes, kaltes Tuch im Nacken hilft.

4. Fieberkrampf

Hier fängt das Kind, oft im Schlaf, an zu krampfen, wenn das Fieber sprungartig angesprungen ist. Auch wenn das ein Furcht einflößender Anblick ist, kann man wenig dagegen unternehmen, hört aber meistens nach kurzer Zeit wieder auf. Ruf im Zweifelsfall trotzdem immer den Notarzt, damit dein Kind bestens versorgt wird.

Auch nach einem Krampfanfall ist es gut dein Kind vorsorglich untersuchen zu lassen, um sicher zu gehen, dass es sich nicht im Mund verletzt hat.

5. Etwas Giftiges verschluckt

Kinder können sich durch Putzmittel, Waschmittel im Haushalt, aber auch durch giftige Pflanzen oder Zigarettenstummel in der Natur vergiften.
Am besten ist es, wenn du alle Putz- und Waschmittel hoch oben außer Reichweite und hinter verschlossenen Türen verstaust. Außerdem solltest du deinem Kind so früh wie möglich erklären, dass diese Mittel wirklich sehr gefährlich für ihn oder sie sind.

Besonders sicher solltest du die sehr ätzenden und somit sehr gefährlichen Laugen Rohrreiniger, Backofen-Spray, Waschmaschinen- und Geschirrmaschinen-Tabs verwahren, denn sie können die komplette Schleimhaut verätzen.

Rufe bei jedem Vorfall schnell den Giftnotruf an und informiere dich über die jeweils beste Gegenmaßnahme:

Giftnotruf: Telefonnummer: 030 19240 (kostenlos)

Maßnahme bei eingenommenem Putzmittel:
Da die meisten Putzmittel schäumen, kommt hier Entschäumer zum Einsatz. Das ist zum Beispiel Sab Simplex oder Lefax – welche du vielleicht schon von den 3-Monats-Koliken kennst.

Am besten bindet Kohlpulver den giftigen Stoff.
Es gibt loses Kohlepulver zu kaufen, aber das ist sehr schwer zu verabreichen. Am besten vermischt man es mit dann Flüssigkeit. Ich habe mich für die Kohle-Compretten in Tablettenform entschieden, damit ich sie im Notfall einfacher verabreichen könnte.
Kohlepulver und Kohle-Compretten sowie Entschäumer, wie Sab Simplex und Lefax erhältst du rezeptfrei in der Apotheke.

6. Verbrennungen

Ganz schnell kühlen, je nach Fläche unter dem Wasserhahn oder unter der Dusche – etwa 10 bis 15 Minuten. Verlier keine Zeit damit, dein Kind von der Kleidung zu befreien, die kannst du einfach mit nass machen. Verwende kein ganz kaltes Wasser, immer handwarm – die Gefahr, dass dein Kind auskühlt ist hier zu groß.

Je nach Art der Verbrennung solltest du dein Kind unter dem Wasser vorsichtig ausziehen oder auch nicht. Bei Verbrühungen ist es besser, die Kleidung auszuziehen, denn bei kleinen Kindern kann sich die Hitze zum Beispiel in der Windel sammeln und dort besonders brennen.

Bei richtigen Verbrennungen solltest du die Kleidung erst mal anlassen, bis der Notarzt da ist, denn die Kleidung kann hier an der Haut festkleben und benötigt spezieller Handhabung.

Bevor der Arzt kommt, kannst du deinem Kind bei Schmerzen noch ein Schmerzzäpfchen verabreichen.

Saure Lebensmittel, wie Zitrone, Essig oder auch der Saft der Aloe Vera Pflanze lindern leichte Verbrennungen. Mit Frischhaltefolie kannst du die Verbrennung am besten abdecken – sie klebt nicht an der verbrannten Haut und ist steril.

7. Ertrinken

Auch hier musst du schnell handeln: Halte dich nicht damit auf, das Wasser herauszupumpen oder den Puls zu messen. Überstrecke den Kopf bei größeren Kindern, damit die Luft leichter in die Lunge und in den Körper gelangen kann. Säuglinge kannst du in der sogenannten „Schnüffelstellung“ beatmen, bei ihnen darfst du den Kopf nicht überstrecken.

© Wikipedia

Die Schnüffelstellung bei Säuglingen zur Reanimation / © Wikipedia

Überprüfe nur die Atmung und beginnen ganz schnell mit der Reanimation, wenn du keine feststellen kannst.

Bei Babys beatmest du über Mund und Nase gleichzeitig, bei kleinen und großen Kindern entweder über Mund oder Nase, das jeweils andere muss zugehalten werden.

Reanimation – Wiederbelebungs-Rhythmus:
2 x Beatmen, 15 x Herzmassage (schneller Rhythmus)

Der Rhythmus der Herzmassage ist im Idealfall der gleiche, wie der des Beatle-Songs: Yellow Submarine. Also ganz einfach zu merken.

Rufe am Besten während der Herzmassage einen Notarzt an, wenn sonst niemand da ist, der dir helfen kann. Und höre auf keinen Fall mit der Wiederbelebung auf, bis er da ist. Du erinnerst dich: Das Gehirn muss dringend weiter mit Sauerstoff versorgt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.

Auch wenn du nicht beatmen musst und es deinem Kind nach einer Schrecksekunde wieder scheinbar gut geht, lass es auf jeden Fall im Krankenhaus untersuchen, um dem sogenannten sekundären Ertrinken vorzubeugen, dass erst einige Zeit später Eintritt.

8. Zecke oder Insektenstich

Hat sich eine Zecke in deinem kleinen Schatz festgesaugt, darfst du sie nicht einfach herausziehen. Sonst bricht nur der Körper ab und der Kopf bleibt drin. Durch die Beißzagen der Zecke können sehr ernste Krankheiten, wie Borreliose oder FSME übertragen werden.

Entferne die Zecke trotzdem so schnell wie möglich. Um sie sicher zu entfernen zu können, besorgst du am besten eine sogenannte Zeckenkarte und bewahrst sie im Gefrierfach auf. Durch die Kälte bekommt die Zecke einen Schock und du kannst den Moment nutzen sie schnell herauszuziehen, ohne dass sie noch schnell besonders viel Gift abgibt.

Behalte die Bissstelle noch die nächsten 3 Monate im Auge, damit du ausschließen kannst, dass sich keiner roter Kreis dort bildet. Ansonsten sollte dein Kinderarzt das Blut deines Kindes untersuchen lassen, um sicherzugehen, dass die Zecke vor dem Entfernen keine Krankheit übertragen hat,

Auch Bienenstachel kannst du mit der Zeckenkarte prima entfernen. Hausmittel gegen Stiche sind Zwiebeln und Kühlung durch Kühlpacks oder gekühlte Gegenstände.

Das war meine kurze Zusammenfassung. Ich hoffe, du fühlst dich jetzt um einiges sicherer und weißt, was im Notfall zu tun ist.

Anbei findest du noch mal die Auflistung aller Medikamente und Verbandsmaterialien, die du in der KInder-Notfall-Apotheke parat haben solltest. Ich kaufe übrigens alles an Medikamenten oder Verbandsmaterial gerne online – da spart man einiges.

Notfall-Apotheke für Kinder: Tipps für den Notfall

  • Desinfektionsmittel, das möglich nicht brennt (zum Beispiel Octenisept®)
  • Kohle-Compretten (gepresstes Kohlepulver in Tablettenform) oder loses Kohlepulver
  • Sam Simplex oder Lefax (Entschäumer, bekannt von den 3-Monats-Koliken)
  • Zeckenkarte: im Gefrierfach lagern

Die Klassiker in der Notfall-Apotheke für Kinder

  • bunte Pflaster mit Motiven
  • eine kleine Schere für Pflaster und Verbandsmaterial
  • sterile Kompressen
  • steriler Verband und Mullbinden in unterschiedlichen Größen
  • digitales Fieberthermometer für Kinder mit biegsamer Spitze
  • Pinzette zur Entfernung von Splitter
  • Gel-Kompresse / Kühlpack: im Gefrierfach
  • Nasenspray mit isotonischer Kochsalzlösung

Grundsätzlich: Vergiss nicht, deine Notfall-Apotheke für Kinder mindestens einmal im Jahr aufs Haltbarkeitsdatum zu überprüfen und einzelne Dinge auszutauschen, wenn sie abgelaufen sind.