Sobald sich Baby Nummer 2 ankündigt, geht dir ein Thema nicht mehr aus dem Kopf: Hoffentlich werden sich meine Kinder vertragen. Noch während ich schwanger war, habe ich Mamis, deren Kinder sich gut verstehen, um Tipps gebeten. Hier bekommt ihr deshalb eine Kombination aus meinen eigenen Erfahrungen und Tipps, die mir geholfen haben.
1. Das erste Kennenlernen.
Das erste Kennenlernen findet bei Geschwistern im Idealfall schon vor der Geburt statt. Noah ist nur 1 Jahr und 9,5 Monate älter als Jolie und hat trotzdem schon viel von dem verstanden, was ich ihm über das Baby in meinem Bauch erzählt habe. Zum Beispiel, dass wir alle unsere Kinder sehr lieben werden und davon kein Kind mehr als ein anderes. Ich habe ihm erklärt, dass wir so viel Liebe übrig haben, dass sie immer für alle ausreichen wird.
Auch, dass er der große Bruder sein wird und ganz wichtig für das neue Baby ist. Dass es viel Spaß machen wird, miteinander zu spielen. Dass das Baby aber erst mal noch alles lernen muss, weil es so klein ist und ein großer Bruder ihm dabei sehr helfen kann. Dass Noah auch mal ein kleines Baby war und wir uns da auch so gut um ihn gekümmert haben, wie es auch für das neue Baby wichtig ist. Wir haben alles sehr positiv erzählt und ihm erklärt, wie schön es für ihn sein wird ein Geschwisterchen zu haben.
Auch wenn Noah sehr aufgeregt war, was da an Unbekanntem auf ihn zukommt, hat die Vorfreude doch überwogen.
Das Gute: Jolie kennt Noah auch schon seit ihrer Zeit aus dem Bauch. Sie kennt seine Stimme und sein Lachen. Seit ihrer Geburt hatten beide vom ersten Tag an eine besondere Connection zueinander.
2. Ein Geschenk beim ersten Treffen.
Jolie hat Noah zum ersten Treffen ein Geschenk mitgebracht! Wenn dein erster Sohn oder deine erste Tochter bei der ersten Begegnung ein Geschenk von ihrem Baby-Geschwisterchen bekommen, ist der erste Eindruck auf jeden Fall positiv: „Das Baby kann ja nur lieb sein, wenn es mir gleich etwas Schönes schenkt.“
Meine schönstes Aha-Erlebnis bei dieser Sache: Noah hat das Geschenk erst mal links liegen gelassen, weil er unbedingt das Baby ganz genau anschauen und streicheln wollte. Aber nach ein paar Minuten begrüßen, hat er sich doch noch riesig über seinen laufenden Stoffhund gefreut.
3. Beiden Kindern gerecht werden.
Achte darauf, dass du keines deiner Kinder bevorzugst. Lobe nicht immer nur eines von ihnen oder nur eines gar nicht. Versuche deine Aufmerksamkeit und Zeit gerecht aufzuteilen. Ich spreche auch mit Noah darüber. Meist schaffe ich es, wenn es gleichzeitig nicht geht, dass ich erst Noah etwas zu Essen gebe, bevor Jolie Hunger bekommt. Wenn Noah dann spielen will, während ich sie füttere, versteht er, wenn ich sage, dass Jolie jetzt essen darf, genauso wie er zuvor essen durfte.
Achte darauf, dass du kein Kind bevorzugst und dass du Regeln, die ihr vereinbart habt, gerecht und altersgemäß anwendest. Zum Beispiel, wann deine Kinder schlafen gehen, mit einem bestimmten Spielzeug spielen oder mit der Omi telefonieren.
4. Vergleiche deine Kinder nicht!
Dieser Punkt ist sehr wichtig. Denn Vergleichen ist – egal in welcher Hinsicht – immer das Schlechteste was wir machen können. Es können nur zwei Dinge dabei herauskommen: Entweder jemand schneidet schlechter ab und fühlt sich deswegen schlecht. Oder jemand schneidet besser ab und fühlt sich deshalb als etwas Besseres – was nicht zu einem schönen Charakter beiträgt.
Ich bin mir bewusst, dass wir sehr dazu neigen, alles zu vergleichen, also automatisch auch unsere Kinder. Aber ich kann dich nur bitten: Tut dir selbst und ihnen einen Gefallen und gewöhne es dir ab. Jedes Kind hat seine Schwächen und Stärken. Vielleicht musst du nur etwas genauer beobachten, damit du bei jedem deiner Kinder Stärken erkennst. Konzentriere dich immer nur auf das Gute in deinen Kindern und hebe es hervor. Was du in deine Kinder hineinsprichst, wirst du später sehen.
Also spiele deine Kinder nie gegeneinander aus. Sage nicht: „Aber Marie räumt ihr Zimmer immer so schön auf und du nie. Sie hört immer viel besser auf mich als du.“ Sage lieber: „Du kannst dich entscheiden – wenn du jetzt schnell dein Zimmer aufräumst, haben wir noch Zeit die Geschichte zusammen zu lesen.“ So motivierst du deine Kinder und stärkst ihre Persönlichkeit, indem sie lernen gute Entscheidungen für sich zu treffen.
5. Eifersucht thematisieren.
Sobald Jolie da war, kam jeder erst mal begeistert zu ihr, um sie zu begrüßen und mir zu sagen, was für ein süßes Baby sie doch ist. Für Noah war das nicht einfach. Schließlich war er bis jetzt der Mittelpunkt vieler Unterhaltungen gewesen.
Meistens beziehe ich ihn dann einfach mit einem kleinen Satz mit ein: „Ja, vielen Dank, wir sind sehr glücklich, dass wir Jolie haben – auch Noah, er ist so ein guter großer Bruder.“
Und schon ist Noah mitbegeistert, denn Jolie ist ja schließlich seine kleine Schwester, die er sehr lieb hat.
Manchmal ist aber die Aufmerksamkeit von anderen zu ihr so groß, dann sehe ich in seinen Augen, dass Eifersucht versucht hochzukommen. Dann wende ich mich direkt an ihn und sage ihm, wie sehr ich ihn liebe und dass meine Liebe für beide Kinder reicht.
Die Erleichterung, die ich ihm dann anmerke, sagt mir, dass es wichtig war, das zu thematisieren und ihm meine Liebe zu versichern.
Tipp zum Geburtstag: Ich habe als Kind immer ein sogenanntes „Trostgeschenk“ und eine ähnliche Menge Süßigkeiten bekommen, wenn mein Bruder Geburtstag hatte. Ich weiß noch, dass es mir sehr geholfen hat, an dem Tag nicht auf ihn eifersüchtig zu sein, sondern mich mit ihm zu freuen.
6. Begeisterung in Bahnen lenken.
Noah liebt Jolie. Sehr. Er ist ein kleiner Junge und sprudelt generell vor Begeisterung, die er am liebsten in Action verwandelt. Nicht in jeder Intensität die beste Idee bei einem Baby. Denn manchmal möchte Noah sie richtig doll küssen, umarmen oder streicheln. Manchmal stärker als Jolie es gut finden würde.
Umso wichtiger, dass ich ihm zeige, wo er Jolie, wie stark küssen darf – zum Beispiel leicht auf die Hand, die Backe, die Stirn oder auf den Bauch. Ich lege sie ihm in den Arm, wenn er stabil sitzt und passe auf, dass er nicht überfordert ist.
7. Missverständnisse aufklären.
Wenn Noah Jolie umarmt, kommt es vor, dass sie ihn vor Begeisterung an den Haaren zieht. Mit ihren 8 Monaten natürlich überhaupt nicht böse gemeint: Sie weiß einfach noch nicht, wann etwas wehtut und wann nicht.
Also ist es wichtig Noah zu erklären, dass Jolie sich eigentlich freut und ihn auch streicheln will. Dann nimmt er oft ihre Hand und hält sie an seine Backe und zeigt ihr, wie sie „ei, ei“ machen kann.
Mit etwas Einfühlungsvermögen und diesen Tricks hilfst du deinen Kindern dabei, sich lieb zu haben, aufeinander aufzupassen und gegenseitig zu akzeptieren. Sie werden es dir für den Rest ihres Lebens danken!