Ich hatte ja schon ein wenig Bammel und jetzt bin ich auch wirklich froh. Ich habe es geschafft! 11.000 km, eine Reisezeit von insgesamt 18 Stunden (von Haustür zu Haustür), 2 Flüge, einmal Umsteigen, ein Terminalwechsel und die riesige Gepäck-Schlepperei liegen hinter mir.

Eigentlich wollte ich meine Reise für dich in kurzen Videos festhalten. Doch dazu kam es nicht. Warum? Das erfährst du in meinem Reisebericht.

Von Rio de Janeiro nach Dresden: Mein ganz persönlicher Reisebericht mit Kleinkind

Alles begann mit einem superstressigen Montag. Nachdem wir am Wochenende in Sao Paulo waren, bin ich erst am Montag, dem eigentlichen Abflugtag dazu gekommen, alle Koffer zu packen. Eigentlich dürfte ich 4 Koffer mit je 32 kg mitnehmen. Aber da ich die plus Kinderwagen und Handgepäck ja selbst auf dem Kofferwagen nicht transportiert bekomme, habe ich „nur“ zwei große Koffer und einen Handgepäckkoffer gepackt.

Am Montag war also bei mir das große Kofferpacken angesagt. Und da wir ja nun 2 Monate in Deutschland bleiben, sind wir Montag Nachmittag auch noch zum Impfen gegangen. Das war vermutlich nicht die beste Idee, denn wir mussten in einer öffentlichen Einrichtung impfen gehen, denn die private Klinik, bei der wir sonst waren, hatte den Impfstoff nicht vorrätig.

Ein Baby, eine Impfung und eine Reise – geht das gut?

In Rio de Janeiro öffentlich impfen zu gehen heißt aber wohl auch, dass es deutlich mehr Nebenwirkungen gibt, wie Fieber, da der Impfstoff anders ist. Anders? Ja ich habe keine Ahnung, aber irgendwas ist da wohl anders im Gegensatz zu den Impfstoffen bei privaten Einrichtungen.

Gegen 21 Uhr waren die Koffer dann gepackt, das Baby geimpft und wir sind zum Flughafen losgefahren. Eigentlich wollte ich bereits 20 Uhr im Auto sitzen.

Zum Glück gab es keinerlei Stau und wir waren in 20 Minuten am Flughafen von Rio de Janeiro. Dort hat auch schon Ivans Familie auf mich gewartet, um uns zu verabschieden. Das war echt lieb von ihnen.

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Mein Mann selbst konnte leider noch nicht mitfliegen, da er als Lehrer noch bis kurz vor Weihnachten Unterricht hat. Somit haben sich Arthur und ich alleine auf die weite Reise begeben.

Die zwei großen Koffer waren eingecheckt, mein Handgepäck wurde mit gefühlten 20 Labels versehen und da stand ich nun. Arthur, der Kinderwagen, mein Handgepäckkoffer, eine prall gefüllte Wickeltasche und ich.

Nach der Verabschiedung von Ivan und seiner Familie ging es dann durch die Sicherheitskontrolle. Und ab diesem Zeitpunkt sollte nichts mehr so sein wie vorher. Arthur fing an zu weinen und ich musste so ziemlich alles Auspacken und Zusammenklappen, was ging.

Großes Geschrei am Flughafen

Nach der Kontrolle mussten wir ziemlich lange bis zum Gate laufen. Da es auch schon fast Mitternacht war, waren kaum Leute am Flughafen und Arthurs Schreie hallten nur so durch das Flughafengebäude. Ich musste mich allerdings auch beeilen und konnte nicht wirklich stehen bleiben. Schnuller und Co. halfen nichts, Hunger war es auch nicht. Also musste es irgendwie weitergehen.

Zum Glück kam mir dann Eva über den Weg, die sich kurzerhand meinen Wagen und Koffer schnappte, sodass ich Arthur auf den Arm nehmen konnte. Leider wollte er sich auch so nicht beruhigen lassen. Aber immerhin hatte ich ein wenig Hilfe und Eva musste zufälligerweise zum gleichen Flug.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir dann am Flugzeug angekommen und konnten auch sofort einsteigen. Das vorzeitige Boarding für Familien mit Kindern hatte ich da bereits verpasst. Und auch hier war Arthur noch quengelig und ich habe schon befürchtet, dass sie mich nicht einsteigen lassen.

Ab ins Flugzeug

An der Flugzeugtür angekommen, musste ich den Wagen abgeben. Eva hat mich noch mit meinem Handgepäckkoffer und der Wickeltasche zu meinem Sitz begleitet und sich auch sogleich als Helferin nach dem Flug angeboten. Ab diesem Moment herrschte Ruhe in meinem Arm und ich hatte ein friedlich schlafendes Baby vor mir.

Ich habe mir dann gleich eine Flugbegleiterin geschnappt und sie gebeten mir mit Tasche und Koffer zu helfen, was sie auch umgehend tat. Da waren wir nur wenige Minuten vom Start der Maschine entfernt. Aber ich war bereits zu dem Zeitpunkt vollkommen fertig und habe mir sehnlichst meinen Mann an meiner Seite gewünscht.

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Für diesen Langstreckenflug von Rio nach Zürich hatte ich extra ein Babybettchen, ein sogenanntes Bassinet, reserviert. Daher saß ich auf dem Äußeren der 4 Mittelsitze. Der Platz rechts neben mir war frei und auf den anderen beiden Sitzen saß ebenfalls eine junge Familie mit ihrem 7 Monate alten Baby.

Für den Start musste ich Arthur auf dem Schoß behalten und er wurde mit einem extra Gurt an meinem Sicherheitsgurt festgebunden.

Da ich gelesen habe, dass man Babys bei Start und Landung bestenfalls stillen soll, hatte ich dies eigentlich auch vor. Doch Arthur schlief tief und fest, ohne Schnuller. Und ich musste ihn auch nach vorn gerichtet sitzen haben, sodass ein Stillen unmöglich war.

Und tatsächlich, Arthur und sein kleiner Freund nebenan haben den Start vollkommen verschlafen und sich nicht einmal zu Wort gemeldet.

Meine 11 Stunden im Flugzeug

Nach dem Abendessen gingen dann auch alle Lichter aus und ich konnte mich auch ein wenig ausruhen. So richtig geschlafen habe ich allerdings nicht, da ich ständig nach Arthur geschaut habe, der nun mittlerweile vor mir im Babybettchen lag.

Das Baby Bassinet wurde gleich nach dem Start aufgebaut und in die Zwischenwand eingehangen, die vor mir war. Ich hätte aber auch ehrlich nicht gewusst, was ich alleine mit Baby bei 11 Stunden Flug auf dem Schoß machen soll.

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Die Flugzeit verging ziemlich schnell. Ich habe Arthur zwei Mal gestillt und zwischendrin gewickelt, was auch ziemlich gut ging. Die Landung hat er wieder verschlafen, diesmal aber mit Schnuller im Mund.

Beim Aussteigen kam mir Eva wieder zur Hilfe und wir sind dann gemeinsam noch ein Stückchen durch den Züricher Flughafen gelaufen. Nach ein paar Hundert Metern trennten sich allerdings unsere Wege, da ich zum Umsteigen das Terminal wechseln musste und Eva wiederum zum Gepäckband ging.

Aber ich war auch hier nicht alleine, da sich die andere kleine Familie, die schon im Flieger neben mir saß, zu mir gesellte und mich begleitete. Unser Ziel: der Familienraum im Züricher Flughafen.

Ab in den Family Room am Züricher Flughafen

Dieser „Family Place“ ist wirklich schnuckelig und hat neben vielen Wickelplätzen, Toiletten, einer Rezeption, einer Couchecke, mehreren Spielecken auch einen Raum zum Stillen und für Babys zum Schlafen. Dort haben wir uns dann bis zum Weiterflug nach Dresden aufgehalten.

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Ca. 45 Minuten vor dem Abflug von Zürich nach Dresden habe ich mich dann zum Gate begeben und festgestellt, dass wir diesmal mit dem Bus zum Flugzeug müssen. Da habe ich mich dann kurzerhand entschieden, meinen Handgepäckkoffer mitsamt dem Kinderwagen vor der Treppe zum Flugzeug abzugeben.

Was Flughafenmitarbeiter alles können

Die Flughafenmitarbeiter mit den gelben Warnwesten waren ziemlich lieb und haben mir mit dem Kinderwagen geholfen bzw. Arthur gehalten so lange ich den Wagen zusammengeklappt habe. Zumindest hieß es auf meine Frage hin, ob sie mein Baby halten können: „Na, ich kann es versuchen.“ 🙂

Die letzten 1 1/2 Stunden Flug vergingen auch superschnell. Arthur hat fast die ganze Zeit geschlafen. Lediglich bei der Landung habe ich ihn gestillt. Da war es dann mit dem Druckausgleich wohl doch nicht ganz so einfach.

Beim Aussteigen haben mich dann insgesamt drei Männer gefragt ob, sie mir mit meiner Tasche helfen sollen. Beim Dritten habe ich „ja“ gesagt, damit ich mir weitere mitleidige Blicke erspare. Aber ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sich alle so lieb und rührend um uns kümmern.

Ein Dank an alle helfenden Passagiere und ihr Verständnis

Eben jener Mann, dessen Namen ich leider nicht weiß, hat mich letztlich bis zum Gepäckband begleitet und mir sogar an Nikolaus (es war ja dann der 6.12.) einen Euro für den Gepäckwagen geschenkt. Ansonsten hätte ich niemals alleine all mein Gepäck nach draußen bekommen.

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Ich war auch so ziemlich die Letzte, die mit allem Gepäck aus dem Flughafen kam. Aber zum Glück stand da schon meine Familie, die ich endlich nach der ganzen Fliegerei in die Arme schließen konnte. Ende gut, alles gut! Wobei ich ganz schön von der Kälte überrascht wurde. Das war doch frostiger als ich in Erinnerung hatte. 😉

Dennoch habe ich großen Respekt vor all den allein reisenden Müttern und all denen, die am Ende noch viel weitere Flüge oder zudem auch Kleinkinder an ihrer Seite haben. Herzlichen Dank an all die helfenden Mitreisenden. Denn diese sind die wirklichen Engel, die einem begegnen und für deren Hilfe man sich nicht genug bedanken kann.