Die Olympischen Spiele sind sicherlich an niemandem spurlos vorbei gegangen. Egal ob Fabian Hambüchen, unsere Volleyball-Mädels oder Fußballjungs – wir haben jeden deutschen Sportler angefeuert und uns mit jeder Medaille gefreut.

Hier kommt nun mein ganz persönlicher Rückblick zu den Olympischen Spielen und den letzten zwei Monaten in Rio de Janeiro. Ich teile einen Brief an eine Radeberger Grundschule mit dir, die diesen in ihrer Schülerzeitung zum Thema „Olympia – höher, weiter, schneller“ veröffentlicht hat.

Mein Leben im Ausland – schneller, höher und vor allem weiter!

Liebe Schüler,

ich bin Sophia und lebe mit meinem Mann Ivan und Sohn Arthur seit 2014 in Brasilien. Eigentlich komme ich aus Ottendorf-Okrilla und habe in Dresden studiert. Nach meinem Studium bin ich allerdings nach München gezogen, um da zu arbeiten.

Dort habe ich dann auch meinen brasilianischen Ehemann Ivan kennengelernt. Dieser war nämlich für ein Jahr als Gastlehrer an einem Gymnasium in Bamberg. Da er Deutschlehrer ist, konnten wir uns von Anfang an prima auf Deutsch unterhalten, denn ich konnte noch kein Portugiesisch.

Anfangs waren wir nur Freunde und haben uns ab und zu mal geschrieben. Doch irgendwann wurde aus der Freundschaft Liebe und wir haben 2014 während der WM in Deutschland geheiratet. Weil ich gerne ein wenig Zeit mit Ivans Familie verbringen und seine Sprache lernen wollte, habe ich mich entschieden mit ihm nach Rio de Janeiro zu gehen. So bin ich schließlich im August 2014 im sonnigen Rio angekommen und lebe nun am Strand.

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Im August befanden sich die meisten Menschen hier im Olympia-Fieber, obwohl das nicht ganz verständlich war. Im Vorfeld wurde viel diskutiert und vor allem kritisiert. Solche großen Events, wie die Fußball-WM und Olympia freuen die Brasilianer zwar, aber auf der anderen Seite wissen sie genau, wie schwer die Lage in ihrem Land gerade ist und das viel Geld, mit denen Stadien gebaut und die Infrastruktur verbessert werden sollte, einfach verschwindet. Korruption nennt man das und diese war hier täglich zu sehen und immer wieder zu spüren.

Ich merkte das an all den Bauvorhaben. Rio hat ungefähr doppelt so viele Einwohner wie Berlin und es gibt gerade einmal 2 U-Bahn Linien und etliche Busse. Bis zur WM sollten weitere U-Bahn- Stationen gebaut werden. Das hat viel Geld gekostet, aber fertig wurden diese Stationen erst kurz vor Olympia. Auch glaube ich kaum, dass diese wenigen Stationen den Verkehr beruhigen. Die allermeisten Cariocas, so nennt man die Menschen, die in Rio de Janeiro leben, sind auf ein eigenes Auto angewiesen. Auch mit Auto steht man selbst für kurze Strecken ziemlich lange im Stau.

Die Versprechen der Politiker werden meist nicht eingehalten. Das ärgert die Menschen hier in Brasilien sehr. Aus diesem Grund gab es viele Proteste und Demonstrationen gegen die derzeitige Präsidentin, die inzwischen abgewählt wurde.

Für Olympia wurde ein komplettes Olympisches Zentrum und das Olympische Dorf gebaut, viele neue Spielstätten entstanden in der ganzen Stadt und die öffentlichen Transportwege dahin wurden geschaffen. Für die Sportler gab es sogar extra Spuren auf der Straße, die wir Einwohner nicht befahren durften. Auch die U-Bahn-Stationen haben nun geöffnet.

Alles verlief sehr friedlich. Die Polizei verstärkte ihre Bereitschaft und stand mit Streifenwagen und bewaffneten Truppen an wichtigen Plätzen der Stadt. Die Brasilianer feierten die Spiele, aber längst nicht so, wie es zur Fußball-WM war. Das, was am meisten geschaut wurde, war natürlich das Fußball-Finale gegen Deutschland. Denn für die meisten Brasilianer sind Fußball und Volleyball die wichtigsten Sportarten.

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Deshalb freuten sich die Brasilianer sehr, als sie im Elfmeterschießen Olympiasieger wurden. Oft waren die Stadien ziemlich leer, was ihr bestimmt im Fernseher gesehen habt. Tickets gab es in verschiedenen Preisklassen, doch nur die „reicheren“ Menschen konnten sich Eintrittskarten leisten. Wie ihr vielleicht wisst, herrscht in Rio de Janeiro große Armut und es gibt viele Favelas, sogenannte Slums. Deren Bewohner konnten sich kein Ticket leisten.

Ich habe viele Freunde, die zur Eröffnung und Abschlussfeier sowie zu Sportwettkämpfen gegangen sind. Wer nicht zur Eröffnung war, wie wir (unser kleiner Arthur ist gerade erst geboren), konnte alles im TV mitverfolgen. Fernsehen muss man in Brasilien bezahlen, so wie ihr es von Sky vielleicht kennt. Doch zu Olympia gab es mehr als 10 Kanäle kostenfrei für alle, damit jeder Wettkampf live verfolgt werden konnte.

Zu den Paralympischen Spielen waren wesentlich weniger Sportler und Besucher in Rio de Janeiro. Und auch die kostenfreien Fernsehsender gab es nun leider nicht mehr. Schade eigentlich, denn diese Kämpfer hätten es meiner Meinung nach besonders verdient.

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Mein Mann Ivan ist Deutschlehrer an einer Schule hier in Rio de Janeiro. Normalerweise sind im Juli 3 Wochen „Winter“-Ferien, denn die großen Sommerferien sind hier zum Schuljahresende im Januar. Doch in diesem Jahr wurden die Ferien wegen den Olympischen Spielen auf August verschoben und im gesamten Monat August war schulfrei. Leider sind viele Familien mit ihren Kindern verreist, denn große Ferien gibt es dann erst wieder im Januar. Das war sehr schade, denn so haben viele Kinder die Olympischen Spiele im eigenen Land gar nicht mitbekommen.

Es gab tausende freiwillige Helfer und auch ich habe ein paar Freunde, die bei den Spielen in den Stadien und Spielstätten geholfen haben. Vielleicht habt ihr dazu in Deutschland auch einmal die Chance, wenn die Olympischen Spiele bei euch daheim stattfinden.

Viele Grüße aus Rio de Janeiro
Sophia

Die Schülerzeitung der Grundschule Süd Radeberg

Hier findest du den Beitrag in der Schülerzeitung und weitere spannende Ausarbeitungen der Grundschüler über die Olympischen Sommerspiele 2016.

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Fotos & Text Schülerzeitung: Grundschule Süd Radeberg