Es ist Dezember und eigentlich müsste es kalt, schön festlich beleuchtet und gemütlich sein! Doch stattdessen schwitzen wir hier um die Wette und schauen den bunt blinkenden Weihnachtsbeleuchtungen zu. Als ich meinen Mann gefragt habe, was denn typisch an der Adventszeit in Brasilien sei, bekam ich diese Antwort: „Wir machen nichts!“
Hm, okay irgendwie hatte ich mir das schon gedacht, aber dass es dann wirklich so wenig ist?
Doch wie feiern die Brasilianer nun die Vorweihnachtszeit?
Heute wäre eigentlich der Tag, an dem mir meine Mama einen Adventskalender schenkt. Doch darauf kann ich in Brasilien lange warten. So etwas gibt es weder aus Schokolade noch in Form von kleinen Geschenken. Vielleicht gibt es ein paar Familien, die hier ihren eigenen Adventskalender basteln, aber das ist vermutlich eine Seltenheit.
Brasilien ist als Land sehr groß und jede Familie feiert die Adventszeit auf ihre Art und Weise. Daher kann es durchaus Ausnahmen geben.
Was ist bunt, blinkt und sticht an Weihnachten garantiert ins Auge?
In puncto Dekoration scheinen sich viele Brasilianer allerdings einig zu sein: bunt, blinkend und auffällig! So sieht eine typische Weihnachtsbeleuchtung aus. Was den Europäer eher an Disco und Hobbykeller erinnert, ist für den Brasilianer ganz normal. Dabei stehen kühle blaue LED-Lichter ganz oben auf der Einkaufsliste. Liegt vielleicht daran, dass die kühlen Lichter hier aufgrund der Temperaturen als angenehmer empfunden werden.
Die Weihnachtsbäume sind natürlich alle aus Plastik und übervoll behangen. Und was nicht fehlen darf: Die Krippe unter dem Weihnachtsbaum, die ist bei vielen Familien im Wohnzimmer Tradition.
Ein Weihnachtsfest ohne Schokolade?
Vielleicht liegt es an ihrer zarten und milchigen Eigenschaft, dass Schokolade bei 40 Grad Außentemperatur eher unpraktisch und wirklich nicht charakteristisch für die Adventszeit in Brasilien ist. Dagegen sind die „Rabanadas“, süß frittierte Weißbrotscheiben, eine große Tradition in Brasilien. Ich werde diese Süßigkeiten in diesem Jahr das erste Mal probieren. Es gibt aber keine Familie, die Weihnachten ohne Rabanadas feiert. Was für die Brasilianer Rabanadas sind, sind Lebkuchen für die Deutschen. Und dazu werden eisgekühlte Getränke serviert. Und zwar so kalt, dass das Glas von außen gefriert.
Ab auf den Weihnachtsmarkt? Oder wo kaufen die Brasilianer ihre Weihnachtsgeschenke?
Weihnachtsmärkte? Fehlanzeige! Jegliche Outdooraktivitäten sind bei der Hitze ja schließlich zu anstrengend. Also gehen die Brasilianer lieber in eine der zahlreichen Einkaufszentren, die allesamt gut klimatisiert sind. Praktisch, dass es ab 17 Uhr oft regnet und nach dem Sonnenbaden ohne schlechtes Gewissen im Einkaufszentrum geshoppt werden kann.
Damit auch wirklich jeder die Chance hat, einen großzügigen Einkauf zu machen, bleiben die Geschäfte an den Tagen kurz vor Weihnachten 24 Stunden geöffnet. Und selbst diese Sonderöffnungszeiten schützen nicht vor überfüllten Einkaufszentren. Sämtliche Rabattaktionen und Gewinnspiele locken mit allerlei Hauptgewinnen und ich habe das Gefühl, dass auch wirklich jeder daran teilnehmen möchte.
Aber worauf kommt es denn zu Weihnachten eigentlich an?
In Brasilien ist die Adventszeit aber auch eine Zeit, in der viel gespendet wird. Das sind nicht immer Geldspenden, sondern auch materielle Spenden für soziale Projekte und Kinderprojekte. Viele Familien und Kinder rangieren Spielzeuge und Klamotten aus und schaffen dadurch Platz für die neuen Weihnachtsgeschenke! Eigentlich ganz praktisch, oder?
Deutschland vs. Brasilien – beim Singen sind alle gleich!
Aber beim Thema Weihnachtslieder scheinen sich beide Nationen zu verstehen. Wie in Deutschland, so auch in Brasilien! Gesungen werden die Weihnachtslied-Klassiker und die gibt es vermutlich auch in wirklich jeder Sprache. Doch wem die Samba-Rhythmen fehlen, findet mit Weihnachtsliedern im brasilianischen Stil die perfekte Alternative.
Ich wünsche eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit und sende viele Grüße aus Rio!