Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mein Kind in den Kindergarten zu geben? Soll ich es schon mit einem Jahr zur Tagesmutter oder in eine Krippe geben? Vielleicht sogar noch eher oder doch lieber später? Wie lange darf und will ich als Mama zu Hause bleiben?

Gibt es DEN richtigen Zeitpunkt für den Kindergarten?

Diese Fragen hast du dir vermutlich auch gestellt. Und in Deutschland mag es vielleicht schon kompliziert sein, sodass manche Mamas bereits mit der Schwangerschaft einen Platz in der Kita reservieren müssen oder auch dann schon dem Arbeitgeber andeuten, ab wann sie wieder als Arbeitskraft zur Verfügung stehen.

Doch lass dir gesagt sein, es geht noch komplizierter oder zumindest elternunfreundlicher.

Wenn es nach Kind und Familie geht, steht Brasilien ganz sicher nicht auf meiner Favoritenliste. Aber ich beginne von vorne, damit du die Situation hier besser nachvollziehen kannst.

Ein Mutterschutz mit Grenzen

Ich musste mich in der Schwangerschaft natürlich noch nicht für eine Einrichtung entscheiden. Ob Kita, Krippe oder Babá (eine Art Kindermädchen/Tagesmutter) – diese Entscheidungen kann man später treffen und oft auch kurzfristig.

Allerdings gilt das nicht für die Entscheidung, ab wann ich als Mama wieder arbeiten möchte. All diejenigen Mamis mit einem Job bekommen hier nur 120 Tage „Mutterschutz“. Will man davon schon einige Tage vor der Geburt nehmen, muss man sich bewusst sein, dass das Kontingent dann schwindet und die Zeit daheim mit Baby immer weniger wird.

In einigen Firmen ist es eventuell möglich, unbezahlten Urlaub anzuhängen. Aber das ist sicherlich die Seltenheit. Die meisten Mamas müssen nach 120 Tagen wieder arbeiten gehen, ob Voll- oder Halbzeit sonst verlieren sie ihren Job.

Diese Personen und Einrichtungen kümmern sich um dein Kind

Doch was machen die Mamas hier mit einem 4 Monate alten Baby? Entweder es bleibt bei Oma und Opa, doch wenn diese noch berufstätig sind, kommt hier meist die Babá zum Einsatz. Das ist ein Kindermädchen, das in der Wohnung der Eltern bleibt und sich dann um das Baby kümmert.

Natürlich kann eine Babà nicht das Stillen ersetzen. Somit beginnen hier viele Mamas bereits früh mit Pulvermilch oder sogar schon Brei.

Wer das nicht möchte, kann entweder zu Hause bleiben und seinen Job kündigen. Dann gibt es aber keinerlei Unterstützung vom Staat, wie Kindergeld, Elterngeld etc.
Oder aber du gibst dein Baby in eine Krippe. Dort ist die Betreuung schon ab 4 Monaten möglich. Viele dieser Kindertageseinrichtungen sind spezialisiert auf kleine Babys und Kleinkinder.

So haben wir uns entschieden

Wir, oder besser gesagt ich, habe mich bewusst dafür entschieden daheim zu bleiben, bei meinem Baby und die gemeinsame Zeit zu genießen. Warum entscheide ich mich schließlich für ein Baby, um es dann nach kurzer Zeit bereits abzugeben und nur früh am Morgen oder spät am Abend wiederzusehen? Allein der Gedanke daran hat mich schon einige Male zum Weinen gebracht.

Ich habe die Wahl, aber viele andere Mamas hier in Brasilien und Rio de Janeiro haben diese Wahl nicht. Und es ist irgendwie normal. Normal, dass die Kinder zum Großteil auch von anderen erzogen werden. Denn nicht selten ist die Babá auch am Wochenende im Haus oder der Wohnung der Eltern.

Kindererziehung leicht gemacht oder ist das einfach eine Sache der Kultur?

Sobald das Kind dann in den Kindergarten, oder später in die Schule geht, müssen die Eltern, die sich eine gute Schulbildung für ihr Kind wünschen, tief in die Tasche greifen. Da ist man pro Kind schnell mit umgerechnet 1.000 EUR pro Monat für Schule und Hort dabei.

Außerdem herrscht ab 4 Jahren eine Art „Kindergartenpflicht“. Das kontrolliert zwar niemand, aber mit 4 Jahren sind ein Großteil der Kinder letztlich im Kindergarten.

Die öffentlichen Bildungseinrichtungen in Brasilien

Öffentliche Schulen und Kindergärten gibt es auch, aber die Chancen auf eine gute Ausbildung bzw. ein Studium mit diesem Schulabschluss danach schwinden. Das Schulsystem ist nicht im Ansatz mit dem in Deutschland zu vergleichen. Somit sparen viele Familien für eine gute Schulbildung der Kinder in privaten Einrichtungen.

Falls du also nicht ganz zufrieden sein solltest mit dem Schulsystem, der Kindergartensuche oder Elternzeit in Deutschland, dann kann ich dich beruhigen: es geht noch schlimmer. Du kannst im Grunde wirklich sehr dankbar sein für die „Grundsteine“, die dein Kind in Deutschland in allen Tages- und Bildungseinrichtungen gelegt bekommt. Denn das ist keinesfalls selbstverständlich.

Aber den allergrößten Grundstein legst du mit deiner Familie. Und dafür kann es nicht genug Zeit geben, die dir und deinem Baby gehört.