Kann der Kinderarzt zum echten Freund für dein Kind werden? Und was tun, wenn dein Baby zum ersten Mal krank ist? Wir haben in den letzten Wochen und Monaten ein paar Kinderarztbesuche hinter uns. So sieht das Ganze in Rio de Janeiro aus:
Wenn der Kinderarzt zum richtigen Freund wird!
In meinen Vlogs habe ich dir schon ein paar Mal davon erzählt, dass wir wieder beim Kinderarzt waren. Kommt dir das irgendwie häufig vor? Mir nämlich schon. Aber das hat einen ganz einfachen Grund. In Rio de Janeiro gibt es diese U1 bis U9 Untersuchungen nicht, wie sie in Deutschland üblich sind. Hier gehst du 2 Wochen nach der Geburt deines Babys und dann im ersten Lebensjahr einmal pro Monat zum Kinderarzt.
Das müssten insgesamt mindestens 13 Kinderarztbesuche im ersten Lebensjahr sein. Doch damit nicht genug! Denn der Kinderarzt in Rio de Janeiro macht im Prinzip nur das Folgende:
- Er kontrolliert das Wachstum, die Gewichtszunahme und den Kopfumfang.
- Er gibt Ratschläge zur Entwicklung und wie wir als Eltern unser Baby am besten fördern können, und testet Arthurs Reflexe.
- Er verschreibt ggf. Medikamente, Vitamine oder stellt Überweisungen aus.
- Und er hat nun begonnen, mir ganz viele Rezepte für Babybrei aufzuschreiben.
Stehen Frösche auf dem Speiseplan für Babys?
Rezepte für Brei, mit dem ich mein Kind am besten an die ersten Lebensmittel gewöhne. Doch als ich die gelesen habe, musste ich ein wenig grinsen. Nicht, dass ich meinem Baby Nahrung vorenthalten möchte. Aber wir sind jetzt gerade an dem Punkt, wo Froschschenkel und Leber auf dem Speiseplan stehen.
Was? Wie? Ich dachte erst, die Übersetzungsapp spinnt, aber nein. Ich soll Frosch und Leber zubereiten? Mal abgesehen davon, dass ich es selber nicht esse, habe ich noch weniger eine Ahnung davon, wie ich das zubereiten soll?
Liebe Mamis, einmal ganz ehrlich. Wer hat das denn schon einmal seinem Kind angeboten? Ich bin für jeden Tipp dankbar. 😉
Werden die Kinder in Brasilien überhaupt geimpft?
Mit 2 Rezepten mehr, den neuen Daten von Arthur und ein paar Überweisungen gehen wir dann jedes Mal nach ca. 20 Minuten wieder nach Hause.
Und dann geht es fröhlich weiter, denn es stehen ja noch die Impfungen an, die hier in Rio de Janeiro nie beim Kinderarzt gemacht werden, sondern in privaten Impfkliniken oder bei einem „Posto de Saúde“, einer öffentlichen Klinik für Kinder und Familien.
Bisher ist es uns bis auf ein Mal gelungen, immer in privaten Kliniken zu impfen. Das ist mir ehrlich gesagt auch lieber. Nur ist dort leider der Impfstoff oft Mangelware und wir müssen vorher anrufen und uns vergewissern, dass der Impfstoff vorrätig ist. Wenn nicht, dann heißt es aller 2-3 Tage anrufen und nachfragen.
Wenn auch das nichts bringt und der Impfstoff nicht geliefert werden kann, dann müssen wir ins öffentliche Krankenhaus oder besser gesagt Ärztezentrum. Doch das ist meist mit langen Wartezeiten verbunden.
Das letzte Mal, als wir dann nach 1 1/2 Stunden des Wartens dran kamen, war die Schwester schon ein wenig genervt und wollte nach Hause. Zumindest hatte ich den Eindruck. Ein wenig widerwillig marschierte sie dann trotzdem los, um den Impfstoff aus einem der Kühlschränke zu holen und diesen kleinen Aufkleber in Arthurs Kinder-Impfbuch zu kleben.
Als das erledigt war, sollten wir Arthur auf eine dieser unbequemen Liegen legen und seine Händchen und Beinchen festhalten. Dabei lief es mir schon kalt den Rücken herunter, und mein Mamaherz schrie innerlich: „Nein, bitte nicht so!“.
Viel Zeit zum Beschweren gab es aber für uns nicht, denn da stand sie schon, die Schwester mit der Spitze in der Hand. Und zack, rein in Beinchen Nummer eins. Das hat Arthur noch halbwegs gut, mit kurzem Schrei verkraftet. Dann mussten wir ihn anders herum auf die kalte Liege legen und zack, die nächste Spritze ging ins andere Beinchen.
Doch diesmal war das Geschrei umso größer. Kaum hatte ich ihn von der Liege genommen und auf dem Arm, natürlich noch immer schreiend, kamen bereits die nächsten Eltern mit ihrem Kind in unser Behandlungszimmer.
Daraufhin habe ich dann fluchtartig den Raum verlassen, ohne der Schwester „tschüss“ zu sagen und versucht, mein noch immer stark schreiendes Baby zu beruhigen. Irgendwann nach 15 Minuten und mit Muttermilch ging das dann auch.
Nach diesem Besuch habe ich mir geschworen, nie wieder in diese öffentlichen Einrichtungen zu gehen. Zumindest nicht für eine Impfung. Ach ja, Pflaster gab es auch keins für Arthur.
Fieber und Rötungen nach einer Impfung in Rio de Janeiro
Übrigens sind die Reaktionen nach einer Impfung in öffentlichen Einrichtungen in Rio de Janeiro größer als bei privaten Institutionen. Es kommt häufiger zu Fieber oder geröteten Hautstellen, denn die Zusammensetzung beim Impfstoff ist anders. Was jetzt besser ist, weiß ich auch nicht. Aber schon alleine die Behandlung bei der privaten Impfklinik ist ein großer Unterschied. Hier darf ich im Raum bleiben und ggf. noch mein Baby stillen und vor jeder Impfung werden wir ausführlich aufgeklärt.
Und jetzt zu meinem Mamaherz: Jede Impfung ist ein sehr emotionaler Moment für mich, in dem ich schon oft eine kleine Träne verdrückt habe. Schließlich fällt es mir schwer, mein Baby so arg schreien und seine Krokodilstränen die Wangen herunter laufen zu sehen. Und ich denke, keine Mama möchte ihren kleinen Schatz leiden sehen, oder?
Falls dein Baby also eine Impfung oder vielleicht eine Blutabnahme benötigt, musst du in jedem Fall zu einer anderen Impfklinik oder zu einem Labor. Damit bleibt der Kinderarzt immer Arthurs Freund, denn er tut ihm nicht weh. Im Gegenteil, Arthur strahlt immer freudig und will mittlerweile alles im Sprechzimmer erkunden.
Was mache ich, wenn mein Kind in Rio de Janeiro krank ist?
Sollte Arthur krank sein und der Kinderarzt gerade keine Sprechstunde haben, denn diese ist nur 3x pro Woche zu gewissen Uhrzeiten, müssen wir entweder ins Krankenhaus oder zu einem Kinderärzte-Zentrum, dass 24 Stunden geöffnet hat.
Überhaupt gehen hier viele Eltern mit ihren Kindern schnell einmal ins Krankenhaus. Nicht, dass das schlecht wäre. Im Gegenteil, hier in Rio ist das normal und vermutlich auch am besten, denn da sind mit Sicherheit ausreichend Geräte für die Untersuchung vorhanden, anders als beim Kinderarzt.