Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, habe ich mir vorgenommen, dass ich meinen Kindern immer alles erklären möchte. Warum?

Ganz einfach: Weil es unsere Aufgabe als Eltern ist, unseren Kindern diese Welt zu zeigen und sie damit vertraut zu machen. Ich möchte, dass sich meine Kinder immer sicher und gut aufgehoben fühlen. Wenn Kinder verstehen, warum etwas so ist, wie es ist, dann fühlen sie sich sicher.

Außerdem möchte ich, dass sie wissen, dass sie alles fragen können, was sie möchten – denn das unterstützt das Vertrauen zwischen uns. Natürlich hat das bei Kindern jeden Alters unterschiedliche Herausforderungen:

Erklären für Babys

Ja, es ist erst mal ein bisschen seltsam, wenn man seinem Baby immer erklärt, was man gerade so macht: „So jetzt wickel ich dich und dann bekommst du eine frische Windel.“ Ihr versteht, auf was ich hinaus will. Und natürlich ist es nicht schlimm, wenn man es noch nicht so genau nimmt und jedes einzelne Essen oder Spielzeug erklärt, sondern einfach mit seinem Baby ein bisschen herumalbert.

Aber so ungewohnt, wie es mir am Anfang vorkam, immer alles zu erzählen, was ich mit dem Baby mache, so sehr hat es mir die Augen geöffnet, wie wichtig es ist, um den Babys zu helfen gut anzukommen. Sie sind schon mit eurer Stimme vertraut und es ist so wichtig, ein Baby nicht anzuschweigen, sondern etwas zu erzählen oder vorzusingen.

Und das Erklären jetzt speziell? Ich glaube, dass es Babys total hilft, Wörter schnell richtig einzuordnen, wenn man sie zu der aktuellen Tätigkeit benennt oder einfach mal die Hand nimmt und sagt: „So eine schöne Hand hast du!“ Und es kann gut sein, dass ich mir das einbilde, aber ich denke oft, dass mein kleiner 9 Monate alter Leon sogar manchmal meine Witze versteht, weil er einfach immer an den richtigen Stellen lacht. 😀

Auf jeden Fall war es für mich, die ich eher auch gerne mal ganz ruhig zu Hause bin, eine richtig gute Übung, mich auf das vorzubereiten, was später im normalen Mami-Alltag auf mich zukommt:

Erklären für Kleinkinder

Die Lieblingsfrage von Kleinkindern ist ja: Warum? Es ist manchmal wirklich kaum auszuhalten, wie viel kleine Kindern fragen können und vor allem bis in welche Details! Man weiß hinterher gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Und trotzdem war es uns immer wichtig alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

Denn schließlich sind wir als Eltern der erste Ansprechpartner für unsere Kids und ich finde es wichtig, dass sie wissen, dass sie uns alles fragen können.

Eine, der am meisten gestellten Fragen (immer, wenn ein Kind hingefallen ist, oft weinend gestellt): „Warum ist der Boden so hart?“ Megasüß und rührend, oder?

Erklären für Kinder

Das bringt mich zum nächsten Thema, ist aber nicht auf ein bestimmtes Alter bezogen. Ich will, dass meine Kinder wissen, dass sie mich ALLES fragen können, auch über Themen, die uns Eltern herausfordern: z.B. Aufklärung, Mobbing, Glauben, wichtige Lebensentscheidungen, Fehler, die wir gemacht haben …

Und ich merke schon jetzt mit meinen Kleinkindern, das es auch okay ist, mal keine Antwort zu haben. Oder zu versuchen, eine Antwort zu haben, aber nicht 100 % zu wissen, ob es stimmt.

Ein Beispiel: Zurzeit beschäftigt die Kids total, warum es „böse Menschen“ gibt und sie fragen mich so viel darüber, weil sie langsam mitbekommen, dass es nicht überall nur heile Welt gibt.

Mein Erklärungsversuch:

„Ich habe noch niemanden getroffen, der nur böse war. Aber wir alle können alleine Entscheidungen treffen. Gute Entscheidungen und schlechte Entscheidungen. Es gibt Menschen, die sich oft für die schlechten Dinge entscheiden. Vielleicht weil es ihnen niemand beigebracht hat und sie es nicht besser wissen, aber auch weil ihr Herz immer härter geworden ist. Ihr habt immer die Entscheidung euch für das Gute zu entscheiden und dafür, anderen zu helfen. Dadurch sind wir stärker als alles Böse. Und wir können dafür beten, dass sich auch die Menschen, die böse Dinge tun, anfangen für die guten Dinge zu entscheiden und bessere Menschen werden.“

Ihr seht schon: Richtig kurze, einfache Antworten gibt es oft nicht. Und es ist okay. Es ist okay, wenn ich nicht auf jede Frage eine richtige Antwort habe, aber ich will es wenigstens versuchen. Ich bin da auch ganz transparent zu meinen Kids und sage: „Ich weiß es nicht genau, aber es könnte sein, dass …“

Erklären für Teenager

Das Interessante mit Teenagern ist ja, dass oft das Vertrauensverhältnis mit den Eltern nicht mehr so da ist, dass sie sie etwas Fragen wollen. Und das will ich unbedingt verhindern! Ich möchte, dass auch dann ihnen keine Frage zu peinlich oder zu klein ist – eben weil ich mich auch die Jahre davor schon als kompetenter Fragen-Beantworter in ihrem Leben etabliert habe. 😉 Vor allem: Weil wir uns überhaupt immer Zeit für unsere Kinder nehmen und sie nicht auf die Seite schieben, als würden sie stören.

Und ich hoffe sogar, dass unser Verhältnis dann so gut sein wird, dass nicht nur sie die Fragen stellen. Sondern, dass auch ich Fragen über ihr Leben und was sie so bewegt stellen kann – und sogar ehrliche Antworten bekomme!