Vor ein paar Tagen habe ich in der Süddeutschen gelesen, dass es ein neues Bücher-Genre gibt, das der „Mütter-Verarbeitungs-Literatur“. Das alleine macht für mich Sinn, denn sowohl die Schwangerschaft, die Geburt, der Schlafmangel und anderes sind wirklich kein Zuckerschlecken. Wobei ich persönlich finde, dass die positiven Aspekte Kinder zu haben, total überwiegen.

Aber eben habe ich mal „die Einsamkeit der Mütter“ gegoogelt, weil es in dem Artikel öfter vorkam und ich habe mich total über das Ergebnis erschrocken: Es gibt einfach so viele Mütter oder auch Eltern, die sich alleine und vor allem allein gelassen fühlen.

Das erinnert mich an die Regretting Motherhood Debatte, über die ich auch schon mal im Zusammenhang mit Mutterinstinkt geschrieben habe. Und ich frage mich: Müssen wir immer in Extreme abrutschen?

Kaum eine Frau wünscht sich die 50er Jahre zurück, wo der Mann das Geld nach Hause bringt, und die Frau alleine für Haus und Kinder da ist. Aber ehrlich gesagt, vermisse ich manchmal die selbstverständliche Familien-Mentalität, wie sie zum Beispiel die Italiener haben. Eine „Kinder stören nicht, sondern bereichern uns“-Mentalität.

Die Einsamkeit der Mütter beruflich gesehen

Fast alle Mütter, die ich hier in München kenne, schicken ihre Kinder mit einem Jahr in die Krippe und haben dann das berühmte „Vereinbarkeitsproblem“ zwischen Job und Kindern. Sie haben oft ein schlechtes Gewissen, während sie sich für ihre Arbeitgeber abrackern und zu versuchen das Vorurteil zu widerlegen, dass man es ja nicht mehr so drauf hat, seit man Mutter ist. Am Ende des Tages wird dann verzweifelt versucht mit den süßen Kleinen aufzuholen, was sie tagsüber verpasst haben. Ein anstrengender Dauerspagat.

Wir Frauen wollen beruflich was drauf haben, unseren Kopf einsetzen und die Welt um uns herum positiv beeinflussen. Aber warum kann man sich nicht gut um seine Kinder kümmern und gleichzeitig etwas außerhalb seiner eigenen vier Wände beeinflussen? Mir persönlich ist es zum Beispiel wichtig, die ersten drei Lebensjahre der Kinder ganz für sie da zu sein. Also arbeite ich von Zuhause aus und nehme sie bei ehrenamtlicher Arbeit mit. Trotzdem ist es natürlich Ehrensache up-to-date zu bleiben. Und natürlich muss jede Familie für sich den richtigen Weg finden und weil wir Familien so unterschiedlich sind, ist jeder Weg unterschiedlich.

Manchmal ist es einfach frustrierend. Sobald ich beim Networken in der Fashion-, Medien- und Tech-Szene, aus denen ich beruflich herkomme, vor allem gegenüber anderen Frauen erwähne, dass ich Mutter bin, ja sogar 3 Kinder in 4 Jahren bekommen habe, obwohl ich erst Anfang 30 bin – dann merke ich ganz schnell, wie das Interesse blitzartig abflaut. Das passt einfach nicht zu dem modernen Frauenbild.

Man bekommt sofort den Heimchen am Herd Stempel aufgedrückt, der seine Karriere aufgegeben hat. Denn wer die Kinder nicht sofort in die Krippe steckt, kann ja nicht ernsthaft noch was erreichen wollen. Umso mehr bin ich dankbar für all die Möglichkeiten, die sich heutzutage bieten, wenn man Internet, einen Laptop, ein Schreibtalent und etwas Kreativität hat.

Können wir Frauen uns nicht einfach gegenseitig unterstützen? Ich weiß von ein paar älteren Frauen aus den genannten Branchen, die bereuen, dass es nie den richtigen Zeitpunkt gab, um Kinder zu bekommen. Ich persönlich habe mich deshalb früh entschieden, dass es für mich schlimmer wäre, keine Kinder zu haben, als auf eine tolle Karriere zu verzichten.

Aber ist es nicht traurig, das wir wählen müssen?

Die Einsamkeit der Mütter gesellschaftlich gesehen

Das größere Problem ist allerdings die Einsamkeit der Mütter oder besser der Familien gesellschaftlich gesehen. Im Idealfall bekommen alle im Freundes- und Bekanntenkreis gleichzeitig Kinder, stellen gemeinsam ihr Leben um und haben eine tolle Zeit.

Aber was, wenn man zu den Ersten gehört? In meinem näheren Umfeld haben eigentlich nur Nachbarinnen Kinder, in meinem engeren Freundeskreis eigentlich niemand. Eine Freundin von mir ist gerade schwanger, aber wir sehen uns eh viel zu selten, wer weiß, ob das mit einem Baby besser wird. Die anderen Freundinnen, die Kinder haben, wohnen in anderen Städten oder noch besser in anderen Ländern.

Wir leben in einer Gesellschaft in der Kinder stören. Natürlich hat jeder gerne die Quoten-Familie in seinem Bekanntenkreis, wo man kurz mal, wenn es reinpasst mit den Kindern rumshakert und dann ein gutes Gewissen hat, weil man so kinderfreundlich ist.

Aber eigentlich möchte niemand auf einen gewissen Lifestyle verzichten und Kinder passen einfach nicht rein.

Können vielleicht deshalb wenigsten wir Mütter nett zueinander sein? Ich kann kaum zählen, wie vielen Müttern mit Kinderwagen ich täglich freundlich hallo sage und sie es einfach komplett ignorieren. Und die Kinderwagen-Mütter sind eigentlich die Einzigen, die man hier in München sieht. Kinder ab 1 Jahr tagsüber irgendwo anzutreffen, ist kaum möglich.

Vielleicht ist das auch ein Grund, dass wir als Gesellschaft so entfremdet von Kindern oder allgemein Familien sind. Die meisten Familien, die ich kenne, ziehen sich in ihrer Freizeit komplett zurück. Verstehe ich auch, es ist auch anstrengend, immer dafür zu sorgen, dass die eigenen Kinder ja keinen stören. Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden.

Ich will mit meinem Mann und meinen Kindern als Familie sichtbar sein. Weil wir einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten und uns nicht verstecken müssen. Auch wenn es anstrengend ist, es nicht zu tun. Und irgendwann, in ein paar Jahren, werde ich bestimmt darüber lachen können.