Nachdem ich nun schon mein zweites Kind in Rio spontan entbunden habe, wird es Zeit für ein kleines Fazit. Was ist bei einer Entbindung in Brasilien anders als in Deutschland? Diese 5 Unterschiede einer Geburt in Rio de Janeiro musst du kennen!
So unterschiedlich ist eine Geburt und Entbindung in Brasilien
1. Das eigene Ärzteteam ohne Hebamme
Ich habe in meinem Beitrag über die Schwangerschaft in Brasilien bereits geschrieben, dass ich als Schwangere in Rio de Janeiro überall mit Priorität behandelt wurde. Sogar entsprechende Parkplätze für Schwangere stehen in den Einkaufszentren oder am Flughafen zur Verfügung.
Wenn es dann zur Geburt kommt, sind hier in Brasilien so einige Sachen anders. Noch immer gebären viele Frauen ihre Babys durch einen geplanten Kaiserschnitt. Mittlerweile bin ich sogar der Meinung, dass das weniger der Wunsch der Frauen, sondern vielmehr der Wunsch der Ärzte ist. Denn in Brasilien gibt es so gut wie keine Hebammen. Die Geburt wird von der eigenen Gynäkologin und ihrem Team durchgeführt. Und neben Sprechstunden und Co. lassen sich geplante Kaiserschnitte für die meisten Ärzte besser mit dem Terminkalender vereinbaren.
Ich hatte also bei meinen zwei Spontangeburten meine Gynäkologin und ihr gesamtes Team dabei. Es gibt aber noch zwei weitere Varianten in Brasilien zu entbinden: in einem öffentlichen Krankenhaus mit all den Ärzten, die dort gerade Schichtdienst haben oder privat als Selbstzahler mit einem Team aus Hebammen und Ärzten. Die Form der Schwangerschaftsbegleitung und Entbindung in Brasilien kann jede Schwangere selbst wählen, je nachdem ob sie eine Krankenversicherung hat oder nicht. Ich habe mir extra ein Ärzteteam gesucht, das mit meiner Krankenkasse zusammenarbeitet und vor allem Spontangeburten durchführt.
Wer in einem öffentlichen Krankenhaus in Brasilien entbindet, muss sich auf die gerade im Schichtdienst befindenden Ärzte verlassen. Die Kosten der Geburt trägt hier aber der Staat. Und wer die Geburt aus der eigenen Tasche bezahlt, liegt in etwa bei umgerechnet 3.500 bis 5.000 EUR für eine Geburt und den eventuellen Krankenhausaufenthalt.
Ich war froh, dass wir ein super Ärzteteam über unsere Krankenversicherung gefunden hatten. Neben meiner Gynäkologin besteht das Team übrigens noch aus einer Kinderärztin, einer Anästhesistin, einer Krankenschwester und einer weiteren Geburtshelferin bzw. Gynäkologin.
2. Check-in im Geburtshotel
Auch im Krankenhause wird der Service in Brasilien großgeschrieben. So wurde beim Ankommen unser Auto direkt für uns geparkt, wie bei einem Valet-Parking-Service. Und wenig später stand uns direkt ein Page zur Seite, der unser Gepäck auf einen Gepäckwagen verladen und in die Eingangshalle des Krankenhauses sowie später auch auf unser Zimmer gebracht hat.
Begleitpersonen müssen sich ebenfalls wie Patienten am Eingang ausweisen und bekommen dann einen Namensaufkleber, damit sie auch überall identifiziert werden können.
In der Regel bleiben die Mamas mit ihren Kids zwischen 2 bis 3 Nächten im Krankenhaus, je nachdem ob es eine Entbindung in Brasilien mit Kaiserschnitt oder eine Spontangeburt war.
Lediglich der Kreißsaal ist nicht so bunt oder gar vielfältig eingerichtet wie in Deutschland. Da in Brasilien Kaiserschnitte noch immer an erster Stelle stehen, sehen die Kreißsäle auch eher aus wie ein normales Krankenzimmer. Darin befindet sich ein Bett, eine Toilette mit Dusche, ein Gymnastikball und eine Sprossenwand, deren Zweck ich bis heute noch nicht verstanden habe.
Aber wenn man bedenkt, im Kreißsaal hoffentlich nur wenige Stunden zu sein, ist das auch in Ordnung. Ich habe ehrlich gesagt auch gar nicht so viel wahrgenommen, sodass ich ohnehin keinen bunten oder üppig ausgestatteten Kreißsaal gebraucht hätte.
3. Unser Einzelzimmer mit Gästecouch
Unser Zimmer zu Amelies Geburt war diesmal kleiner als das bei Arthurs. Aber dafür hatten wir einen Balkon mit Blick zum Krankenhaus-Innenhof.
Generell haben alle Mamas in den privaten Krankenhäusern Einzelzimmer mit einer Gästecouch, auf der immer eine Begleitperson übernachten darf. So durfte auch Ivan immer an meiner Seite bleiben. Das Frühstück haben wir beide aufs Zimmer bekommen. Zum Mittagessen musste Ivan in die Kantine gehen. Er hat aber hierfür einen Voucher bekommen. Lediglich das Abendessen musste er aus der eigenen Tasche bezahlen. Das ist aber auch vollkommen in Ordnung. 🙂
Neben einem Krankenhausbett und der Couch, gibt es im Zimmer noch einen Sessel zum Stillen, einen Fernseher und ein eigenes Badezimmer mit Dusche. Im Kleiderschrank ist noch ein kleiner Kühlschrank eingebaut, der an eine Minibar im Hotel erinnert.
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie der Standard in Deutschland aussieht? Aber ich glaube, solche Familienzimmer gibt es auch in jedem Krankenhaus in Deutschland. Das ist dann vermutlich vergleichbar mit dem Zimmerstandard zur Entbindung in Brasilien.
4. Türschilder und Blumen vor der Zimmertür
Blumen werden in Brasilien aus hygienischen Gründen vor der Zimmertür aufgestellt. Da gibt es extra einen kleinen Platz neben der Tür, auf dem Vasen ihren Platz finden.
Und damit auch jeder Gast das Zimmer von Mama und Baby direkt findet, basteln oder kaufen die Brasilianerinnen Türschilder für ihre Kleinsten. Bei Arthur habe ich daran überhaupt nicht gedacht bzw. das auch nicht gewusst.
Aber auch da gibt es Hilfe: Der Babyshop im Krankenhaus bietet jede Menge Türschilder und andere Mitbringsel an, sodass es an nichts fehlen sollte.
5. Mit der Geburtsurkunde nach Hause
Ein weiteres Plus: Die Geburtsurkunde kann direkt im Krankenhaus ausgestellt werden. Nicht alle Krankenhäuser in Brasilien haben ein „Cartório“, also eine Art Meldeamt, aber viele. Das erspart in jedem Fall Zeit und Stress zur Entbindung in Brasilien.