Dieser Artikel heute ist ein echtes Herzensanliegen von mir und deshalb nicht ganz kurz, entschuldigt bitte. Ich lese viele Artikel und Studien über Kindererziehung und vertraue aber vor allem meiner Intuition. Denn ich hatte eine wunderschöne, geborgene, von Liebe geprägt Kindheit, über die ich sehr dankbar bin. Und die mich so gut auf dieses Leben und darauf selber Mutter zu sein vorbereitet hat.
Ich fühle mich nicht abgelehnt, weiß, dass ich geliebt bin und mag mich selber an den allermeisten Tagen. Das sollte selbstverständlich sein, aber ich weiß, dass es für sehr viele Menschen nicht zutrifft. Oft liegen die Wurzeln dafür in der frühen Kindheit. Laut Bindungspsychologen wird das Urvertrauen besonders in den ersten 3 Lebensjahren entwickelt. Oder eben nicht.
Ganz wichtig ist mir, dass dieser Post nicht als Verurteilung gemeint ist. Die meisten Mamas, die ich kenne, handeln aus besten Wissen und Gewissen. Aber hören eben manchmal auf schlechte Ratschläge oder aus Unwissenheit oder machen es eben so, wie es die eigenen Mama auch gemacht hat. Nicht immer haben unsere Verwandten oder unsere guten Freunde alles richtig gemacht.
Ja klar, auf dieser Reise Kinder großzuziehen können wir gar nicht alles richtig machen. Aber ich bin wild entschlossen, wenigstens mein Bestes zu geben und das, was ich weiß, richtig zu machen.
Lange Einleitung, aber jetzt zum eigentlichen Thema:
Bitte beruhige dein Baby, wenn es schreit!
Ich kenne leider wirklich einige Mamas, die spätestens nach ein paar Monaten beschließen, dass ihr kleines Baby jetzt durchschlafen lernen muss. Oft auch auf Druck ihres Partners muss man fairerweise dazusagen. Ich kenne auch Väter, die sich vor die Zimmertüren des schreienden Babys gestellt haben und die Mutter nicht zum Kind durchgelassen haben, bis es dann nach der 3. Nacht endlich geschlafen hat, ohne zu schreien. Was für ein Erfolg! (Ironie aus) Und so so traurig.
Denn warum weinen Babys eigentlich?
Babys sind supereng mit ihrer Mutter verbunden. Durch die heutigen genialen Schwangerschafts-Apps sollte uns das auch gar nicht mehr wundern: Die kleinen Schätze wachsen 9 Monate in unserem Bauch heran und fangen schon nach einigen Wochen an unsere Stimme zu hören, unser Herzklopfen. Sie sind total mit uns vertraut, wenn sie auf die Welt kommen. Eine Welt die so anders ist, als die warme, beschützte Fruchtblase (der kleine Baby-Wellness-Spa). Es ist erstmal laut und kalt und viel zu hell da draußen.
Und hier müssen diese süßen Neugeborenen erst mal ankommen und vor allem lernen sich hier zu entspannen. Eine supergroße Herausforderung, die manchen mehr und manchen weniger leicht fällt.
Das Einzige, was sie kennen, ist die Stimme ihrer Mutter, deine Stimme. Du bist in den ersten Wochen, die Einzige, die wirklich vertraut ist. Natürlich wird relativ schnell der Papa auch ein wichtiger Anker für das Baby.
Jetzt seid nur ihr beiden die absoluten Bezugspersonen für diesen kleinen Menschen und immer wenn er weint, ist es ein Hilfeschrei nach Nähe zu euch. Babys können noch nicht manipulieren und auch Kinder, wenn sie aus Angst, Einsamkeit oder Schmerz schreien, versuchen nicht ihren Willen durchzusetzen.
Sie schreien und weinen, weil sie Hilfe möchten – und zwar von den Personen, die sie am meisten lieben, ihren Eltern. Mach dir das immer wieder klar, auch wenn du erschöpft bist. Dein Baby und auch später dein Kind, wünscht sich so sehr Geborgenheit und Liebe von dir.
Sei da! Geh nicht weg! Gib nicht auf!
Warum du deinen Baby richtig schadest, wenn du es schreien lässt
Sogar Eltern, die sich eher, sagen wir einen Stammhalter wünschen und nicht so viel Zeit mit ihm verbringen möchten, möchten ihm meisten gerne gute Chancen fürs Leben mitgeben. Dass er oder sie klug wird und eine gute Persönlichkeit entwickelt.
Jetzt kommts: Wenn du dein Baby schreien lässt, schüttet das Gehirn Stresshormone aus. Stresshormone halten das Gehirn davon ab, sich gut zu entwickeln. Auch sehr viele Kita-Kinder bis 3 Jahre produzieren übrigens Stresshormone auf einem Level wie Manager.
Die meisten Gehirnforscher oder Bindungsforscher werden dir bestätigen, dass deine Kinder besonders gute Chancen haben klug zu werden, wenn du sie einfach mit Liebe und Geborgenheit überschüttest. Sogar wenn du eine Mutter ohne Schulabschluss bist. Denn mit einem 3jährigen Kind kannst du alle mal mithalten.
Meine Mutter war übrigens eher schlecht in der Schule. Aber die beste und die liebevollste Mutter, die man sich vorstellen kann. Sie selber wurde übrigens als Baby schreien gelassen, weil man dass damals eben noch so machte. Jetzt kombinieren wir doch mal.
Klug ist sie übrigens trotzdem, aber hatte in ihrem Leben viel mit Ablehnung zu kämpfen. Wie dankbar bin ich ihr, dass sie sich entschieden hat, mich und meinen Bruder trotzdem anders zu erziehen, obwohl sie keine anderen Vorbilder hatte. Einfach, weil sie gespürt hat, dass das das Richtige ist.
Kleiner Auszug:
Ein beliebter Rat lautet, Kinder schreien zu lassen. Angereichert ist der mit schwarzer Pädagogik: Die Kinder würden nur aus Langeweile schreien und hätten durchschaut, dass sie mit dem Schreien erreichen, dass sich Mutter oder Vater sofort um sie kümmern. Zudem hätte es noch niemandem geschadet, wenn er als Kind eine Zeit lang hätte schreien müssen.
Diese Vermutungen sind alle falsch. Säuglinge können in den ersten Lebensmonaten nicht durchschlafen. Ihr Tag-Nacht-Rhythmus ist nicht ausreichend entwickelt, zudem reicht die Nahrung in den ersten Wochen oft nicht für die ganze Nacht.
Die meisten Säuglinge haben auch noch nicht gelernt, sich selbst zu beruhigen. Wie sie sich am besten ins Bett kuscheln oder den Daumen benutzen, lernen sie später. „Nach wie vor haben Eltern in Deutschland Angst, ihr Kind zu verwöhnen“, sagt Karl Heinz Brisch, Chef der Psychosomatik am Haunerschen Kinderspital der Universität München. „Dabei weiß man, dass Kinder auf lange Sicht länger schreien, wenn sie erst warten müssen, anstatt dass die Eltern prompt auf ihr Schreien reagieren.“
Schreien lassen ist eine alte Nazi-Methode
Die Süddeutsche berichtet auch, dass im dritten Reich jede Mutter ein Buch als Erziehungsratgeber geschenkt bekommen hat, das hieß „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ von Johanna Haarer. Die Dame war als Lungenfachärztin besonders davon begeistert, wie sehr sich die Lungen kräftigen, wenn Babys viel Schreien.
Das Gehirn und Seele großen Schaden nehmen war ihr demnach egal. Und genau das Richtige für die Nazi-Agenda. Denn Menschen, die selber denken können und dann auch noch Mitgefühl für andere entwicklen können – in was für einer Gesellschaft würden wir denn da leben!
Genau in der Gesellschaft, die ich mir für unsere Kinder wünsche. Jeder Lehrer und Erzieher in meinen Bekanntenkreis erzählt mir, dass die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder zunimmt und die der „normalen“ abnimmt. Natürlich ist das jetzt keine objektive Studie, aber es alarmiert mich total.
Können wir uns einfach darauf einigen, dass wir Kinder bekommen, wenn wir bereit sind, sie zu lieben, uns um sie zu kümmern, so wie sie es brauchen und nicht ständig zur Seite zu schieben, weil wir ja dann zu kurz kommen?
Diese 3 so entscheidenen Jahre sind eine kurze Zeit, im Hinblick auf das ganze Leben. Und danach hast du schon viel weniger Arbeit. Wie froh bin ich über das, was mein 4jähriger Sohn schon alles kann und alleine macht.
Ich weiß, diese Baby- und Kleinkind-Phase ist messy und stressig und erschöpfend, aber doch auch von so viel Liebe und Freude geprägt. Ich fühle mich viel reicher als vorher auch, wenn ich viel weniger Geld für mich zur Verfügung habe. 😉
An alle Karriere-Frauen: Das muss ja wieder ein Heimchen am Herd Appell sein, oder? Respekt vor allen Familien-Managern, aber auch ich liebe es zu Arbeiten und mich mit meinen Ideen selbst zu verwirklichen und andere nach vorne zu bringen.
Aber eben nicht auf Kosten meiner Kinder. Diese Zeit kommt wieder und ich freue mich auch schon darauf. Aber ich genieße es so sehr, jetzt so viel wie möglich Zeit mit meinem Baby und meinen Kindern zu verbringen und nur ein bisschen zu arbeiten, damit ich eben den Anschluss nicht verliere zu allen neuen Entwicklungen. Aber auch da würde sich das Wissen wirklich nachholen lassen.
Mein konkreter Tipp, um das Weinen nachts zu vermeiden ist, dein Baby einfach das erste Lebensjahr oder sogar noch ein bisschen länger im Beibett im Schlafzimmer zu haben. Ich glaube, das war bei uns ausschlaggebend der Grund dafür, dass unsere drei Babys nur aufgewacht sind, wenn sie Hunger hatten und dann sofort wieder eingeschlafen sind.
Sie mussten gar nicht erst zu Schreien anfangen, bevor sie etwas zum Essen bekommen haben. Das war und ist einfach weniger Stress für uns alle.
Und auch meine zwei Großen schlafen noch nicht jede Nacht durch. Manche ja, manche nein, so ist das eben mit kleinen Kindern.
Letzte Nacht sind wir zum Beispiel zu zweit plus Baby im Beibett schlafen gegangen und heute morgen waren wir zu fünft. Ich finde das gar nicht schlimm, zumal ich ja sehe, dass diese Nächte, in denen die Kids irgendwann mittendrin weinen und zu uns wollen, echt weniger werden, je größer sie werden.
Kein Kind kann auf Anhieb laufen, lesen oder rechnen. So ist das als Baby oder Kind – und sogar als Erwachsener – alles Schritt für Schritt.
Wenn du ein Schrei-Baby hast
Wenn du ein Schrei-Baby Zuhause hast und nicht weißt, was der Grund ist warum, dein Baby so viel weint, dann wende dich doch an eine Schrei-Ambulanz.
Wenn du einfach aus Erschöpfung nicht mehr kannst (wir waren vermutlich alle schon mal an diesem Punkt), dann hol dir Hilfe! Am besten ist es dann, wenn dein Partner einspringt. Wenn du alleinerziehend bist oder auch dein Partner nicht mehr kann (absolut verständlich), dann frage deine Mama oder beste Freundin dir zu helfen, deine Schwester oder eine erfahrene Mutter aus der Nachbarschaft. Bleib nicht alleine und schüttel dein Baby oder Kleinkind auf gar keinen Fall. So wurden schon einige kleine Kindergehirne kaputt geschüttelt oder sie sind sogar gestorben.
(Ich muss aufhören solche Zeitungsartikel zu lesen.)
Im Zweifelsfall raten viele Ärzte dazu, dein Kind einfach kurz ins sichere Bett abzulegen und kurz für 5 Minuten den Raum zu verlassen, bis du wieder kannst.
Wenn du dein Baby schreien gelassen hast
Weißt du, es gibt für alles Gnade. Bei meinen Kindern merke ich, wie entscheidend es ist, wenn ich mich bei ihnen entschuldige.
Du kannst deinem Baby, deinem Kind immer noch so viel Liebe und Geborgenheit geben – fang schon heute damit an. Selbst wenn dich dein Kind am Anfang wegschiebt, bleib dran. Du wirst schon sehr bald einen Unterschied in eurer Beziehung merken. Und wie oft sagst du eigentlich: „Ich liebe dich!“
Denn wir haben doch unsere Kinder nicht dafür bekommen, dass sie sich so selten wie möglich melden, sobald sie aus dem Haus sind, oder?